24.9.2016 Viele Attraktionen für Kids gab es beim Postmichel Kinderfest auf der Maille.

 Foto: Hauenschild - Hauenschild

Die Maille war am Samstag fest in Kinderhand. Bei spätsommerlichen Temperaturen tobten sich die Sprösslinge an der frischen Luft nochmals richtig aus, übten ihre Geschicklichkeit, ließen der Fantasie freien Lauf oder wurden im Theaterzelt von „Henne Hanna“ verzaubert. Das Postmichelkinderfest, veranstaltet vom Stadtjugendring, fand zum 16. Mal statt und will auf die Bedeutung der vor 25 Jahren verabschiedeten UN-Kinderrechtskonvention hinweisen.

Von Sabine Försterling
Den beteiligten Vereinen lag diesmal vor allem die Gleichbehandlung von Kindern mit Benachteiligungen am Herzen. Emirhan und Berat setzten beim Verein „Aus:sicht“ Dunkelbrillen auf und mussten ohne etwas zu sehen an verschiedenen Dosen schnuppern und erraten, was darin ist. „Das ist etwas zu trinken“, half Leyla Cantürk, die nur noch schattenhaft sehen kann, den beiden Jungs auf die Sprünge. Am nächsten Stand konnten Jung und Alt spielerisch ausprobieren, wie schwierig es ist, einen Rollstuhl auf einer Slalomstrecke zu manövrieren. Rebecca Blutbacher ist auf den Rollstuhl angewiesen. Freudestrahlend schickte die 21-Jährige beim Verein Villa eine selbst gebastelte Rakete mit Hilfe einer Luftpumpe in den Himmel. Der Verein hat sich die Inklusion auf die Fahnen geschrieben, organisiert regelmäßig Freizeitangebote und integriert Behinderte in das Betreuerteam. Ein paar Schritte weiter bauten Kinder und Jugendliche, egal welchen Alters und welcher Herkunft, auf der grünen Wiese mit großen Spielsteinen gemeinsam ein Haus. Das hatte wahrlich Symbolcharakter.

Gemeinsam wurde auch das riesige, aufgeblasene Piratenschiff erobert. Innerhalb eines abgegrenzten Spielfelds kickten die Jungs unermüdlich. Max zielte, traf mit dem Ball das Schleuderbrett, und schon flogen Süßigkeiten durch die Luft. Ausprobieren und tüfteln war angesagt, um die bereitgestellten Plastikrohre so zu verlegen, dass das mit einer Gießkanne eingefüllte Wasser zurück in den Springbrunnen floss. Und dass es gar nicht so einfach ist, einen Nagel so schnell wie möglich in ein Brett zu schlagen, hat so mancher Vater beim Postmichelkinderfest erfahren.

Viel Vergnügen mit wenig Aufwand

Kreativität war auch gefragt. Melanie verzierte rosa angemalten Salzteig mit Glitter, Steinchen und Herzen. Das schenke sie ihrer Mutter, sagte die Siebenjährige. Aus geraspelten Seifenflocken, Badesalz in verschiedenen Farben und getrockneten Blütenblättern wurden individuell gestaltete Seifen hergestellt. Und auch Spiele ließen sich mit wenig Aufwand herstellen: Man benötigte eine halbe Eierschachtel und eine Kastanie, versuchte, sie durch vorsichtiges Bewegen auf ein bestimmtes Feld zu bekommen – fertig war ein Spaß, der praktisch nichts kostet.
Amelie war begeistert von diesem Geschicklichkeitsspiel, mit dem der Verein Wildwasser auf dem Kinderfest vertreten war. Die Vereinsmitglieder freuten sich über eine 5000-Euro-Spende der Sparda-Bank. Amelie wagte sich indessen mit Helm und am Seil gesichert auf die Slackline, die über den Kanal gespannt war. Felix Bub von der Jugendgruppe der Bergwacht stand parat, um gegebenenfalls helfend einzugreifen. „Das ist aber wackelig“, meinte das Mädchen und kehrte nach der Hälfte der Strecke lieber zurück. Doch nicht genug, denn im Anschluss ging es mit der Strickleiter hoch in den Baum. So hatte beim Postmichelkinderfest jeder seinen Spaß, kreativ oder sportlich.

WASSERVERKOSTUNG

„Esslinger Leitungswasser tritt gegen vier Mineralwasser unterschiedlicher Preisklassen an“, hieß es beim Stand der Landeswasserversorgung auf dem Postmichelkinderfest. Das teuerste Luxuswasser, das in einer Blindverkostung ausgeschenkt wurde, kostet fast 20 Euro pro Flasche. Stefan Trittler, der schon häufiger Bier blind verkostet hat, ließ sich Zeit und nahm immer noch einen Schluck aus dem Glas. So galt es, nicht nur die Art des Wassers, sondern auch Geruch und Geschmack zu beschreiben. Die Vorgaben reichten von neutral über mineralisch bis hin zu frisch. „Das ist unglaublich schwierig“, meinte Trittler, der eine der Proben als Leitungswasser identifizierte – tatsächlich handelte es sich um ein Marken-Mineralwasser. Das teuerste Mineralwasser, das aus einer Quelle in Gize im Norden Kanadas stammt, hat von vielen nur die Note „ausreichend“ erhalten. Uwe Pöhls vom Institut für empirische Sozial- und Kommunikationsforschung, das die Verkostung organisiert hat,erklärte: „Wir wollen zeigen, dass Leitungswasser geschmacklich durchaus mithalten kann und darüber hinaus eine gute Ökobilanz aufweist. Es ist einfach nicht vertretbar, dass Mineralwasser zum Beispiel 18 000 Kilometer von den Fidschi-Inseln bis nach Deutschland transportiert wird.