12.8.2016 Beim 3k-Festival in Köngen wurde gerockt und gefeiert.

 Foto: Engelhard

Von Peter Dietrich

Beim 16. Köngener 3K-Festival haben die Macher mit ihrer eisernen Regel gebrochen, keine Künstler zweimal einzuladen. Schließlich stammen die Leningrader Klauboys ebenfalls aus Köngen. Auch der Romeo und die Julia des Kabarettisten Uli Boettcher waren recycelt - aber trotzdem taufrisch.

„Zwei Häuser waren, gleich an Würdigkeit…“: Zum Anfang rezitierte Uli Boettcher lange den Originaltext von Shakespeares „Romeo und Julia“, ohne jeden Schnickschnack. „Weil ich so gerne die erschreckten Gesichter sehe“, verriet er danach, wenn sich die Zuschauer fragen, ob sie wohl im falschen Programm sind und nun zwei Stunden klassisches Bühnenspiel zu erwarten hätten. Doch nein, Boettcher ging es darum, „dass junge Leute begreifen, worum es in diesem Stück geht“. Dies hat Boettcher mit viel Humor geleistet - und mit viel Improvisationskunst. So fragte er die rund 400 Zuschauer, in welcher Verkleidung sich Romeo, Mercutio und Benvolio auf das Fest der verfeindeten Capulets schleichen sollten. „Köngen macht es mir auch nicht leicht“, kommentierte Boettcher die Wahl eines Dinosauriers, Supergirls und des Teufels, um sogleich überzeugend in alle drei Rollen zu springen.

Erstmals aufgeführt hat Boettcher sein Soloprogramm im Jahr 1991, danach 20 Jahre lang mit viel Erfolg, bis 2011. Den 25. Geburtstag seines Klassikers feiert Boettcher nun mit 25 weiteren Vorstellungen - von denen keine gleich sein dürfte, bezog Boettcher doch Steffen, Nessie und andere Köngener Zuschauer intensiv mit ein.

Romeo war 16, Julia 14, mit allem, was das Teenagerdasein so mit sich bringt: Romeo hatte Pickel und Julia lispelte dank ihrer Zahnspange. Eine solche, erklärte Boettcher, habe eben damals noch keine Drähte aus Titan gehabt, das sei viel Metall und Holz gewesen. Blitzschnell wechselte Boettcher zwischen den Charakteren, wurde zur Amme und zu Julias aggressivem Vetter Tybalt, der sich als Sicherheitschef des Festes verstand und vom Onkel in die Schranken gewiesen werden musste.

Mit Romeos Beschreibung der Liebe ist Julia nicht einig, sie hält den Mond für kein gutes Bild, mit seinem ständigen Kommen und Gehen. Weniger poetisch, sondern ganz deftig kam manch anderes Stückchen Text über die Liebe daher. Doch es war voll und ganz Shakespeares Original, wenn auch in deutschen Landen eher unbekannt, denn Schlegel und Co. hatten so etwas konkret Körperliches in ihren Übersetzungen aus romantischer Zeit einst weggelassen. Visuell blieb die Performance völlig jugendfrei, von Romeos und Julias näherer Begegnung gab es nur Geräusche hinter dem Vorhang zu hören. Auch die Trauung spielte Boettcher - angeblich - nur hinter dem Vorhang, während der Pause, geschah sie doch im Stück heimlich, ohne Wissen der Eltern. Als Zugabe gab es nach dem bekannten, tragischen Ende noch die Version, in der Romeo ein Japaner war - selten ist Tragik derart komisch zu sehen.

Danach war leider schon endgültig Schluss, nur 20 Minuten später sollten nach einem Umbau die Leningrader Klauboys auftreten. Sie fuhren pünktlich auf dem Traktor ein und starteten vor inzwischen nochmals weit mehr Zuschauern ihr irres Rockspektakel. „We will rock you“, der erste Song von Queen war eine Ansage, auch „Born to be wild“ durfte bei den rund zwei Dutzend Titeln im typischen Klauboy-Sound bis Mitternacht nicht fehlen.

Vorverkauf extrem gut, Wetter gut, Programm gut, Stimmung gut: Mit dem 16. 3K-Festival konnten Veranstalter und Besucher rundum zufrieden sein. Der auch dank des hohen Getränkekonsums ebenfalls gute Erlös kommt dem Abenteuerspielplatz zugute. Weil Matthias Dold, der Leiter des Jugendhauses Trafo, diesen Abenteuerspielplatz bereits in 25 Sommern geleitet hat, bekam er in der Pause als Dank Flüssiges und ein T-Shirt überreicht.