Die sonst tristen Frachtcontainer im Stuttgarter Hafen wurden anlässlich der Langen Nacht der Museen zu Projektionsflächen für eine Lichtinstallation umgewandelt. Foto: Bayer Quelle: Unbekannt

Stuttgart (gra/mk/jps) - Kriminell, kurios oder rauschend festlich: Bei der 19. Langen Nacht der Museen lockten am Samstag 96 Veranstaltungsorte mit abwechslungsreichem Programm. Die fast 25 000 Besucher hatten ganz verschiedene Methoden, das Angebot zu nutzen.

Morbide Werkzeuge: Eine Flexsäge neben einem Beil lässt nichts Gutes erahnen. In der Tat wurden beide beim sogenannten Zementmord 2007 verwendet, bei dem Jugendliche einen Abiturienten bei Kernen im Remstal erschlugen, zerstückelten und einbetonierten. Jetzt liegen die Werkzeuge im Polizeimuseum am Pragsattel in einer Vitrine. Am Samstag erschauderten die vielen Besucher beim Blick auf die Tatwaffen mehrerer tragischer Verbrechen in der Region. Dafür standen sie um 19 Uhr in der Schlange vor dem Polizeimuseum, das zum ersten Mal an der Langen Nacht der Museen teilnahm.

Probesitzen: Dabei blieb es nicht beim Anschauen: Michael Kühner, Vorsitzender des Polizeihistorischen Vereins Stuttgart, demonstrierte ein historisches Verfahren, bei dem die Körpermaße von Delinquenten gemessen werden. Dazu ließ er Iris Brodbeck sich in einen drehbaren Holzstuhl mit angebrachten Messlatten setzen, in dem die Delinquenten fotografiert wurden. Die 56-Jährige war mit einem Paar aus Afghanistan unterwegs, das zu Sprachlernzwecken dabei war. „Wir wollen nicht zu viele Stationen anlaufen. Aus Erfahrung bei der Langen Nacht der Museen weiß ich, dass das sonst nicht viel bringt“, sagte Brodbeck.

Besondere Musikinstrumente: Das sahen Gökcen Ilhan und ihre Mutter anders. „Wir gehen überall hin“, erzählte die Elfjährige. Seit einigen Jahren schon seien sie immer von 16 Uhr bis 2 Uhr nachts bei der langen Museumsnacht. Gegen 20 Uhr war das Mutter-Tochter-Gespann diesmal im Haus der Musik auf Erkundungstour. „Ich finde es gut, dass man hier so viel ausprobieren kann“, sagte Gökcen, die selbst Gitarre spielt. In der Ausstellung im Fruchtkasten versuchte sie sich etwa an einer Art Xylophon aus Weinflaschen.

Treue zum Stern: Historisches und Aktuelles war auf der Neckartour zu bestaunen und zwar im Mercedes-Benz-Museum. Neben der Autoausstellung und dem „Rollenden Museum“ mit Oldtimern, die vom Schlossplatz aus als Taxidienst pendelten, gab es ein nicht motorisiertes Rahmenprogramm zur Feier des zehnjährigen Bestehens des Hauses. So konnten die Gäste nicht nur Sterne auf den Kühlerhauben sehen, sondern auch hoch im Himmel - dank der Teleskope, die die Sternwarte Stuttgart auf der Dachterrasse aufgestellt hatte. Zudem sorgten ein Poetry Slam, eine 50er-Jahre-Show des Friedrichsbau Varietés mit Elvis-Interpretation und eine Party mit DJ für Feierlaune.

Erleuchtete Frachtcontainer: Gelöste Stimmung herrschte auch im Stuttgarter Hafen. Die Besucher erlebten dort die wichtige Logistikdrehscheibe der Region von einer spektakulären Seite. Die sonst tristen Metallcontainer leuchteten, wurden zu Projektionswänden für einen Fluss von Wörtern, Kreisen und geometrischen Formen - eine beeindruckende Lichtinstallationen des weltweit agierenden Künstlers Philipp Geist. Noch faszinierender war das Erlebnis für jene Besucher, die bei einer 30-minütigen Hafenrundfahrt die illuminierte Hafenkulisse auf sich wirken lassen und danach mit einem Viertele Wein genießen konnten. Leckere Tropfen von zehn Weinerzeugern aus den Oberen Neckarvororten wurden von Ehrenamtlichen der Gewerbe- und Handelsvereine und von den vier Bezirksvorstehern aus einem Oldtimerbus aus geschenkt. Einigen fiel es sichtlich schwer, sich von der besonderen Feststimmung im nächtliche Hafen zu lösen, um mit einem der Busse wieder in den Innenstadttrubel zu fahren.

Polizeieinsatz: Für eine etwa zweistündige Behinderung des Shuttlebus-Verkehrs sorgte ein herrenloser Koffer, der um kurz nach Mitternacht bei einem Imbissstand an der Königstraße entdeckt wurde. Die Polizei sperrte das Gebiet um den Fundort zwischen Rotebühlplatz und Torstraße ab, Spezialisten des Landeskriminalamtes untersuchten den Trolley, fanden darin aber nur unbedenkliche Gegenstände. Um 1.50 Uhr wurde die Sperrung aufgehoben.