26.11.2016 Bildimpressionen von der Jobbörse im Neckar Forum Esslingen

 Foto: Boosz

Von Sabine Försterling

„Hat der Job auch Chancen?“ Das wollte die Tante wissen. Nichte Vanessa Fischer arbeitet nämlich noch als Kauffrau, überlegt sich aber, ein Studium zur Wirtschaftsfachwirtin zu beginnen. Auf der Jobbörse „Fachkräfte 2016“, die nun zum ersten Mal stattfand, wurde jedoch nicht nur über Weiterbildungsmaßnahmen informiert. Die Firma „Engie“, die Konzepte für effiziente Anlagen-, Gebäude- und Kältetechnik entwickelt, sucht wie auch andere Unternehmen im Ballungsraum Stuttgart händeringend Fachkräfte. Daher konnten im Neckar Forum Interessierte direkt mit potenziellen Arbeitgebern ins Gespräch kommen.

Die Messe ist von der Eßlinger Zeitung und dem Fachkräftebündnis im Landkreis - das sind neben dem Landkreis die IHK, die Kreishandwerkerschaft, die Agentur für Arbeit und die Wirtschaftsförderung Region Stuttgart - ins Leben gerufen worden. „Fachkräfte sind wichtig für unsere Wirtschaft“, sagte EZ-Verlegerin Christine Bechtle-Kobarg bei der Eröffnung am Samstagvormittag. So sei die neue Veranstaltung eine notwendige Ergänzung für die jährlich stattfindende Ausbildungsmesse „Karriere“. Um dem Fachkräftemangel zu begegnen, hat der für Esslingen zuständige Bereichsleiter der Arbeitsagentur Göppingen, Karlheinz Beck, mehrere Rezepte. Eines lautet: „Weiterbildung“.

Fokus auf den Müttern

Landrat Heinz Eininger setzt unter anderem auch auf „Wiedereinstieg“. Es könne nicht sein, dass gut Ausgebildete in der Familienphase hängen bleiben. Daher liege ein Fokus bei der Jobbörse auf den Müttern, die wieder arbeiten wollen, sagte Hilde Cost, Geschäftsführerin der IHK-Bezirkskammer Esslingen-Nürtigen. Wenn es um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie gehe, habe sich bei den Unternehmen mit unterschiedlichen Teilzeitmodellen zwar viel getan. Aber bei der Kinderbetreuung in den Kommunen liege noch einiges im Argen. „Da wir hauptsächlich Projektarbeit leisten, sind bei uns Teilzeitmodelle schwierig umzusetzen“, bedauerte deswegen Eckhart Stephan von der Firma „Engie“. Energie sei aber ein Zukunftsthema und deshalb hoffe er auf Interessenten. Paul Baur vom gleichnamigen Personaldienstleister hat auf gleichartigen Messen, zum Beispiel in Göppingen, bereits gute Erfahrungen gemacht. Die Firma vermittelt in Metall- und Elektroberufe und bot am Samstag noch einen besonderen Service an. Ursula Münsinger gab Tipps für die Bewerbungsunterlagen. Heutzutage laufe fast alles übers Internet.

Wer nach dem richtigen Bewerbungsfoto suchte, war bei Andreas Kaier am richtigen Platz und wurde ins rechte Licht gesetzt. „Offen und freundlich muss das Foto aussehen“, sagte der Profi. Sich in der Öffentlichkeit durch den Auftritt auf der Messe zu präsentieren, diese Chance sieht Rebecca Pieper von dem Familienunternehmen „AMK“ mit Hauptsitz in Kirchheim in der Jobbörse. „Wir wollen vor allem ins Gespräch mit den Besuchern kommen. Mitarbeiterbindung sei zum Beispiel ein wichtiges Thema. Und so habe ein Angestellter, der seinen Vater pflegen musste, ohne Probleme in Teilzeit gehen können. Eine 37-Jährige nutzte hingegen die Gelegenheit, sich neu zu orientieren. Sie sei Controllerin, mit ihrem derzeitigen Arbeitsplatz unzufrieden und erkundigte sich deshalb am Stand der Allianz nach Perspektiven.

Die 26-jährige Kauffrau Vanessa Fischer und ihre Tante löcherten ihrerseits Melanie Rönnfeldt vom Bildungszentrum Garp mit Fragen zu einem Studium zur Wirtschaftsfachwirtin. Zwei junge Männer mit abgeschlossenem Studium wollten wissen, welche Aufstiegsmöglichkeiten sie bei der Firma „Lidl“ haben. „Meistens kommen Frauen, die sich für einen Pflegeberuf interessieren“, stellte Veronika Erler überrascht fest. Beim Stand des Regionalbüros Netzwerke für berufliche Fortbildung, ein Projekt des baden-württembergischen Wirtschaftsministeriums, hatte sich aber doch tatsächlich ein Mann, der in seinem Beruf nicht mehr arbeiten kann, nach einer derartigen Ausbildung erkundigt.

„Die meisten Messebesucher wollen sich zunächst orientieren“, hat Ulrike Goldschmitt-König vom Regionalbüro festgestellt. Da komme so ein niederschwelliges Angebot gerade richtig. Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband war sogar mit einem Bus angereist. In einer gemütlichen Sitzecke konnte man sich via Videofilme über die verschiedenen Berufsbilder informieren. Und Siggi Lechler, der als Koch auf der ganzen Welt gearbeitet hatte, hatte viele Geschichten parat. Vorträge rundeten das vielseitige Angebot auf der Jobbörse ab.