Mit einer Brandsimulationsmaschine wird bei der Übung ein Flugzeugbrand nachgestellt. So trainieren die Teilnehmer unter möglichst realistischen Bedingungen. Foto: Krytzner Quelle: Unbekannt

Von Thomas Krytzner

Mit einer simulierten Flugzeughavarie prüften und probten Rettungskräfte des Flughafens und aus der Region den Ernstfall. Folgendes Szenario hatten die Organisatoren vorgegeben: Während des Starts geriet ein Passagierflugzeug mit 40 Fluggästen und mehreren Tonnen Luftfracht in einen Vogelschwarm. In der Folge geriet eine der Turbinen in Brand.

Es war 14.30 Uhr, als der Großalarm bei Feuerwehren und Rettungsdiensten auf dem Flughafen Stuttgart und den angrenzenden Kommunen einging. Rettungs- und Sanitätsdienste aus den umliegenden Landkreisen wurden ebenso alarmiert wie die Deutsche Rettungsflugwacht (DRF) sowie die Feuerwehr der U.S.-Army Garrison. Die Amerikaner, deren Airfield auf dem Flughafengelände liegt, waren zum ersten Mal bei einer solchen Übung dabei. Mit involviert in den Großeinsatz waren Ersthelfer der Flughafengesellschaft sowie weitere Behörden.

„Das Ziel für die Flughafenfeuerwehr ist es, innerhalb von zwei Minuten nach Alarmierung an jedem Ort auf dem Gelände zu sein“, erklärte Pressesprecher Johannes Schumm. Kurz nach dem Alarm sah man die Fahrzeuge der Flughafenfeuerwehr anrollen: Das Einsatzleiterfahrzeug hatte vier Tanklöschfahrzeuge im Gefolge. Jedes wiegt mehr als 42 Tonnen und hat jeweils 12 500 Liter Wasser und Schaum dabei. „Löschschaum ist unser Hauptlöschmittel, da wir es ja meist mit Kerosin zu tun haben. Die Einsatzwagen erreichen im Gegensatz zu normalen Lkw eine Geschwindigkeit von 145 Stundenkilometern“, erläuterte Andreas Rudlof, der Einsatzleiter und Kommandant der Flughafenfeuerwehr. Rudlof wies auf den farblichen Außenseiter bei den Fahrzeugen hin: „Das Übungsfahrzeug von Magirus Deutz haben wir gerade im Test.“

In der Zwischenzeit trafen die Feuerwehren aus den Nachbarkommunen ein und sammelten sich. Außerdem rasten Notarztwagen und Rettungsfahrzeuge mit Blaulicht zum Unfallort. Da die Maschine - sie wurde mit einer Brandsimulationsanlage dargestellt - erst noch Kerosin verfliegen musste, damit das maximale Landegewicht nicht überschritten wurde, waren am Boden mehr als 400 Kräfte in Wartestellung. Loderndes Feuer behinderte die Evakuierung des Flugzeugs. Die Rettung und medizinische Versorgung der 40 Menschen an Bord stand an erster Stelle. Die Flughafenfeuerwehr war innerhalb der geforderten Zeit am Landeort der Maschine. Das Team brachte mit den Hochdruckspritzen den Brand schnell unter Kontrolle. So spritzten sie den Rettungskräften den Weg in das Flugzeug frei. Während die Feuerwehrleute begannen, die Passagiere aus dem Flugzeug zu schaffen, errichteten die Ärzte und Sanitäter medizinische Zentren. Dort wurden Verletzte vor Ort behandelt. Die Gesamtleitung der Übung hatte Regierungsvizepräsidentin Alexandra Sußmann. Sie war vom Engagement der Einsatzkräfte beeindruckt.

Die vorgeschriebene Übung der Internationalen Organisation für Verkehrsluftfahrt (ICAO) verlief nach Schumms Worten für alle erfolgreich. „Ziel war es, den bestehenden Notfallplan zu überprüfen, aber auch die Zusammenarbeit und Koordination bei der Patientenversorgung unter die Lupe zu nehmen.“ Der erste Eindruck war positiv, „aber die genaue Auswertung der Übungsergebnisse wird vom Fraunhofer-Institut begleitet und dauert mehrere Wochen“, sagte Johannes Schumm.

„Koordiniert und ruhig“

Mit dabei war auch die Erste Landesbeamtin Marion Leuze-Mohr, deren Fazit ebenfalls sehr positiv ausfiel. „Die Notfallübung beeindruckt mich. Vor allem, wie koordiniert und ruhig alles abläuft. Erstaunt bin ich über die große Zahl an Rettungskräften und Feuerwehren, die alarmiert wurden“, sagte sie. Am besten habe ihr der Echtzeitbetrieb mit dem lodernden Feuer gefallen.

„Jede Übung hat im Katastrophenschutz eine große Bedeutung. Bei einem Großalarm kommt schließlich der Anruf auch ins Landratsamt, sprich zu mir.“ So war es auch, als am 31. Juli dieses Jahres ein Flugzeug in Stuttgart über die Landebahn schoss. Glücklicherweise kam damals nach 15 Minuten die Entwarnung. Marion Leuze-Mohr verwies auf die Pflicht des Landkreises, „die Feuerwehren und Rettungsdienste zu unterstützen und immer mit modernstem Gerät auszustatten“.