Eine Runde über den Bruckenwasen mitzufahren, ist immer erste Klasse. Foto: Zimmermann Quelle: Unbekannt

Dampf aufbauen und Dampf ablassen, das war am Wochenende im Plochinger Landschaftspark Bruckenwasen angesagt: Rund 40 Dampfbahnfreunde mit ihren Lokomotiven kamen zum internationalen Spektakel der Plochinger Dampfbahner. Es wurde gefachsimpelt, Erfahrungen ausgetauscht, gefeiert und natürlich so viel wie möglich auf dem 1,2 Kilometer langen Streckennetz gefahren.

Von Martin Zimmermann

Der Geruch von Kohle, Wasserdampf und Schmieröl mischt sich im „Bahnbetriebswerk“ der Plochinger Dampfbahner. Dort machen die aus der Schweiz, Österreich, Holland und aus ganz Deutschland angereisten Dampfbahner ihre Lokomotiven einsatzbereit. Eberhard Ruttloff aus Dresden heizt gerade seine Lok 99 211 ein, einen maßstabsgerechten Nachbau jener Lokomotive, die einst auf der Insel Borkum im Einsatz war. Er freut sich, wieder mal in Plochingen dabei zu sein: „Ich war vor einigen Jahren schon mal hier und finde die Strecke toll - bei uns in Dresden können wir nur im Kreis fahren, hier dauert die abwechslungsreiche Runde knapp 15 Minuten.“ Und außerdem: „Das sind alles sehr nette Leute hier.“

Das findet auch Florian Huber aus Kempten, der sonst seinem Hobby in Kürnbach frönt: „Wir haben dort auch eine schöne Strecke, die zum Teil durch das Freilichtmuseum Kürnbach führt, aber die Strecke in Plochingen ist schon was Besonderes.“ Der Allgäuer düst mit seiner „Jenny“, einem Nachbau einer englischen Lok über das Schienennetz im Bruckenwasen. Die Lok zieht unter anderen Waggons auch einen echten Kühlwagen vom Allgäuer Brauhaus. Den gibt es nur in Miniatur, aber er funktioniert. „Da passen zwölf Flaschen Büble-Bier rein“, sagt Huber verschmitzt und öffnet den Waggon. Auf Eis liegen gegen Mittag gerade noch zwei Flaschen. Die anderen Gerstensaftflaschen haben andere Dampfbahnerfreunde schon getestet.

Mit aus Kürnbach dabei ist auch Thomas Pohl, der erklärt, was ihn an dem Hobby so fasziniert: „Es ist einfach toll, wenn man auf einer kleinen Lok sitzt, die genauso mit Steinkohle, Wasser und Dampf funktioniert wie ihre großen Vorbilder.“ Da kann sich auch mancher einen Kindheitstraum erfüllen, da wird mitunter das Kind im Manne wach: „Hier kann jeder Lokführer werden.“

Viel Zeit haben die Dampffreaks in ihre Maschinen gesteckt. Gerhard Pfotzer aus Radolfzell hat nicht nur seine Lok Typ IId 747 maßstabsgerecht konstruiert und gebaut, sondern die verwendete Zeit penibel festgehalten. Bis das Modell der Schnelllok, die ab 1905 bei der Badischen Bahn ihre Dienste leistete, auf die Schienen gesetzt werden konnte, hat er drei Jahre lang, genau 1866 Stunden, getüftelt und gebastelt. „Ich habe die Zeit in einer Excel Tabelle festgehalten.“ Jedes Detail ist dem Original liebevoll nachempfunden. „War gar nicht so einfach“, meint der Tüftler. Schließlich hatte er als Vorlage nur einige Bilder und Zeichnungen von der Front und Seitenansicht. „Heute machen wir unsere zweite Fahrt“, sagt er und schiebt die schnaufende Lok aus dem Betriebswerk Richtung Bahnhof Bruckenbach.

Dort herrscht gerade Hochbetrieb. Schaffner und Kartenknipser haben alle Hände voll zu tun, um für einen geordneten Ablauf im Passagierverkehr zu sorgen. Denn das Dampfspektakel lockt viele Familien mit Kindern an, die gerne ein Ticket lösen und die Fahrt durch Wald, Tunnel und offene Strecke im Landschaftspark genießen.

Jens Hackenberg, der Vorstand der Plochinger Dampfbahner, ist zufrieden mit dem Besuch. „Wir veranstalten das Dampfspektakel zum 17. Mal. In der Szene ist unser Treffen mittlerweile eines der Größten.“ Groß ist auch der Aufwand für den Verein, der gerade mal 26 aktive Mitglieder zählt. Dampfbahnerfreunde und Besucher müssen auch mit Getränken und Essen versorgt werden. „Am Grill, am Getränke- und Kuchenstand und in anderen Funktionen sind rund 30 ehrenamtliche Helfer im Einsatz“, erzählt Hackenberg.