Auffällige Kostümierungen prägen das Bild der Polit-Parade des Christopher Street Day. Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Von Andrea Eisenmann

Stuttgart - Grell geschminkte Dragqueens, bunte Umzugswagen, laute Elektro-Popmusik und so viele Teilnehmer wie noch nie: Zum 20. Mal wurde in der Landeshauptstadt der Christopher Street Day (CSD) gefeiert. Rund 170 000 Zuschauer verfolgten am Samstag die Polit-Parade durch die Innenstadt, die in diesem Jahr unter verstärkten Sicherheitsmaßnahmen durchgeführt wurde. Am Ende lautete das Fazit der Veranstalter: Die „Operation Sichtbarkeit“ ist geglückt.

Die Männergruppe hat sich die weißen Hemden über dem Bauchnabel zusammengebunden, die glitzernden Pompons in ihren Händen werden zum Takt der Musik geschüttelt. Auch akrobatische Einlagen gehören zu der Choreografie. „I was born this way“, zu Deutsch: „Ich wurde so geboren“, dröhnt die Stimme von Sängerin Lady Gaga aus den Lautsprechern - und genau das ist die Botschaft, die die Gruppe den Zuschauern vermitteln möchte. Es geht um die Rechte von Schwulen und Lesben, Bi- sowie Transsexuellen und um ihren Platz in der Gesellschaft. Das Motto der Veranstaltung lautet „Operation Sichtbarkeit“. „Für uns ist heute ein Tag des Protests, der Demonstration, des Gedenkens, aber auch ein Tag des Feierns“, betont Christoph Michl, Vorstand des Vereins CSD Stuttgart.

Die Parade steht an diesem Samstag aber auch im Zeichen der Hitze. Die Zuschauermassen sind vor allen in den schattigeren Straßenabschnitten zu finden, viel nackte Haut ist zu sehen. Der Stimmung tut das Wetter keinen Abbruch. Im Gegenteil. 170 000 Zuschauer zählt die Veranstaltung nach Polizeiangaben. 4500 Umzugsteilnehmer ziehen zu Fuß, mit Paradewagen, Autos oder Motorrädern durch die Innenstadt, 85 Formationen seien es insgesamt. „So viel wie noch nie“, sagt Michl. Diese sind aus dem ganzen Südwesten - und darüber hinaus - angereist. Von den Zuschauern werden sie beklatscht, ausgefallene Kostümierungen werden bejubelt und fotografiert. Auch zahlreiche Parteien lassen sich den Auftritt auf dem CSD nicht entgehen, Mitarbeiter großer Firmen wie Daimler und Bosch sind ebenfalls vertreten. Ihre Botschaften stehen auf Transparenten und Fahnen, gefordert werden die „Ehe für alle“ genauso wie „Liebe, Recht, Respekt“.

Hunderte Beamte sichern am Nachmittag die Innenstadt bei der Parade. Die Vorkehrungen sind nach den Gewalttaten der vergangenen Wochen erhöht worden. Es gibt mehr Absperrungen, mehr Personal - und auch zusätzliche verdeckte Kräfte. „Ich fühle mich sicher“, betont eine Zuschauerin, die mit ihren zwei kleinen Kindern auf dem Marienplatz den Umzug verfolgt. „Und ich finde es wichtig, heute hier zu sein, um für mehr Toleranz werben.“

Bevor in den Klubs, Kneipen und auf zahlreichen Veranstaltungen weiter gefeiert wird, findet auf dem Schlossplatz zum Abschluss noch eine Kundgebung statt. Auf dieser fordert CSD-Schirmherr Gregor Gysi in seiner Audiobotschaft nicht nur eine „Toleranz gegenüber Andersartigen“, sondern auch eine „Akzeptanz der Vielfalt“. Besondere Vorkommnisse oder Zwischenfälle vermeldet die Polizei an diesem Tag keine. „Alles ist friedlich verlaufen“, lautet ihr Fazit.