16.4.2016 Die 17. Schäfertage in Beuren lockten trotz regenerischen Wetters viele Besucher an.

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Bei den 17. Schäfertagen hatte das Freilichtmuseum Beuren doppelt Pech: Das Wetter bremste den Besucheransturm und wegen des Q-Fiebers durfte eine große Schafherde nicht kommen. Doch für die standhaften großen und kleinen Besucher mit Regenschirm und Matschklamotten war es dennoch ein schöner und spannender Besuch - und ein lehrreicher obendrein.

Von Peter Dietrich

Früher war Wolle wertvoll, heute deckt ihr Erlös oft nicht einmal die Kosten für die Schafschur. Scheren muss man die Schafe trotzdem, erklärte Peter Dutt vom Landwirtschaftsamt Ludwigsburg den Zuschauern. Das Fell wächst um drei bis vier Kilogramm pro Jahr. Gezeigt hat sich das bei einem ausgebüxten Schaf, das erst nach langer Zeit wieder eingefangen wurde: Das Tier konnte kaum mehr aus den Augen sehen und die Schur brachte 20 Kilogramm Wolle. So bleibt dem Menschen, der dem Schaf die Wolle angezüchtet hat, nichts anderes übrig, als die Schafe zu scheren und auf finanziell bessere Zeiten zu hoffen. Immerhin entdeckt mancher Outdoorhersteller die guten Eigenschaften der Schurwolle neu. Und Hermann Voigt führte vor, wie zügig das Scheren gehen kann. Kinder freuten sich dann über ganz viel Wolle, die sie mitnehmen durften.

Geschoren wurden nur die 13 Museumsschafe. Sie sind gegen das grassierende Q-Fieber geimpft und daher nicht gefährdet. Die Besucher nahmen es gelassen, dass sie dieses Mal auf die große Herde verzichten mussten. Proteste gab es nicht. Die Schafrassenschau beschränkte sich auf drei Blauschafe des Aktionskünstlers Rainer Bonk, ein netter und den Fußspuren nach viel beachteter Gag.

Bei gutem Wetter kommen samstags bis zu 3000 Besucher zu den Schäfertagen, sonntags bis zu 4000. Diesmal waren es am Samstag gerade mal 800. Als gestern um 11 Uhr die Württemberger Lammkönigin Christine Weiler die Gäste begrüßte, war ihre Zahl noch sehr überschaubar. Doch das besserte sich bald. So fand das Schafbaden viele Zuschauer. Gebadet wurden die am Vortag geschorenen Merinolandschafe. Normalerweise gibt es das Bad vor dem Scheren, und im Wasser ist ein Desinfektionsmittel enthalten.

Joachim Lohmann vertreibt Schafpellets als Dünger. Für die Pellets wird die Feuchtigkeit der Wolle von 15 auf vier Prozent reduziert. Im Boden quellen sie auf und setzen Stickstoff frei. In einer Stube saßen Frauen vom Spinnkreis Nürtingen und freuten sich über ein Elektroheizgerät und Kugellager, mit denen moderne Spinnräder viel besser laufen als in alten Zeiten. In der Pädagogikscheuer saßen Freya Festl und Katrin Müller-Sauer und sponnen. Sie waren von den Oberteilen bis zu den Socken komplett in Schurwolle gekleidet. Nebenan war der Andrang auf die Mitmachaktionen „Filzen“ und „Handspindel basteln“ groß. Der Schäfermarkt bewies, dass eine Sitzunterlage aus Lammfell kein Oma-Design braucht, sondern dass es auch trendig geht. Die Schäfertänzer aus Markgröningen hatten oben an ihren Mast eine kleine Kamera montiert, um sich beim Tanz zu filmen.

„Wenn die Not am Größten ist, ist die Ziege nicht weit“, sagte Ulrich Jaudas, der zusammen mit Museumsziege Hilde auftrat. Er hat als Kind erlebt, dass die Kuhmilch verkauft und nur die Ziegenmilch in der Familie getrunken wurde. In der Wirtschaftswunderzeit verlor die Ziege an Bedeutung, inzwischen nimmt die Haltung aber wieder zu. Das Wort „Ziege“ benutzt Jaudas ungern, viel lieber spricht er schwäbisch von der „Goiß“. Bei den angebotenen Karotten erwies sich Hilde als sehr wählerisch und schleckig. So eine Goiß achte sehr auf den Nährstoffgehalt, erklärte Jaudas.