15. 7. 2016 Pokemonalarm in Esslingen

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Von Mareike Spahlinger

Am Alten Rathaus, am Schelztor, auf der Dieter-Roser-Brücke, am Dick-Areal – überall in der Stadt – toben Kämpfe und Schlachten werden geschlagen. Es gilt, eine Arena zu verteidigen oder zu erobern. Erkennen kann man das meistens nur an kleinen Grüppchen, die auf ihre Handys starren und wild mit dem Finger darauf herumwischen. Die Rede ist von der Spiele-App Pokémon Go. Seit Mittwoch ist die offiziell auf dem deutschen Markt und flutet aktuell nicht nur Esslingen. Mittels GPS-Ortung werden die kleinen Monster aus den 2000er Jahren in die reale Welt projiziert. Dort gilt es für die Spieler Pikachu, Taubsi oder Bisasam einzufangen. Überall in der Stadt sind sie verteilt. Der große Vorteil des interaktiven Spiels: die Spieler bewegen sich sehr viel. Bekommen sogar Belohnungen für weite Strecken, die sie zurücklegen.

„Hey geh’ weg von meiner Arena“, schreit es aus einem Fenster am Rathausplatz. Der 23-Jährige Steffen Ben Saad wohnt schräg gegenüber vom Alten Rathaus und spielt ebenfalls Pokémon Go. „Hier in der Altstadt zu wohnen, ist ganz gut. Es gibt viele Stops und Arenen.“ Pokéstops gibt es wirklich zuhauf. „Brunnen, Statuen, Denkmäler eignen sich gut dafür“, weiß Spieler Jascha. Selbst die alte Druckmaschine vor dem Bechtle-Verlagshaus und ein Stolperstein in der Altstadt sind Stops. Dort werden Bälle oder Besonderheiten wie Heiltränke, so genannte "Items" geladen. Wenn ein Pokémon oder ein ganzes Team den Kampf um die Arena gewinnt, gibt das Punkte für den Spieler. Wird die Arena angegriffen, verteidigt das gegnerische Pokémon automatisch. Schafft es das kleine Monster, einen Tag erfolgreich die Arena zu besetzen, gibt es für den Trainer – das ist der Spieler – einen Betrag in der virtuellen Währung, der sonst nur für reales Geld erhältlich wäre. „So funktioniert das bei Free-to-Play-Spielen“, erklärt Jascha. „Irgendwann wird der Aufwand immer höher, um einen Spielfortschritt zu erzielen.“ Die einzige Möglichkeit das zu umgehen, ist echtes Geld einzusetzen. „So verdient der Spielemacher Nintendo auch Geld an seiner sonst kostenlosen App.“

Obwohl Steffen als Student gerade mitten im Lernstress ist, alarmiert ihn die App, dass seine Arena, die er besetzt, angegriffen wird.  Der 25-Jährige Jascha verliert den Kampf ums Alte Rathaus. Die Gegner waren zu stark. Vier Aufpasser aus dem Team Blau belegen das Alte Rathaus. Jascha ist Team Rot. „Jetzt muss ich erst einmal sechs meiner Pokémons wiederbeleben und ihnen Heiltränke geben“, erklärt er nach der Niederlage. „Ich kann allen empfehlen eine Powerbank mitzunehmen, weil das Spielen viel Akku kostet“, empfiehlt er beim Gang durch die Stadt, der nach etwa vier Kilometern mit einem neuen Monster belohnt wird.

Auf dem Weg fallen Viele – oft Jugendliche – auf, die auf ihr Smartphone starren. So auch die beiden 15-jährigen Jakob und Fabian. Am Postmichelbrunnen – ein Stop – stehen sie und sammeln „Items“. „Wir haben Mittagspause und in der Stadt kann man super spielen“, finden sie. Jeder Zweite sei jetzt damit unterwegs, schätzen die Beiden. Sie sagen, dass sie noch  keinen Tag spielen und schon im fünften Level sind. Erst ab dieser Stufe kommt der Spieler in eine Arena und wählt ein Team.

Auch ums Schelztor tobt ein Kampf. Vier Jungs aus Göppingen greifen an. Alex Peter (21) und Marko Burkhardtsmaier (20) sind eigentlich nach Esslingen gekommen, um ihre Bewerbung an der Hochschule abzugeben. Bei der Gelegenheit haben sie noch zwei Freunde – Bernd und Lukas – mitgebracht. So stehen sie nun vor dem Schelztor und versuchen es zu erobern. Bernd und Lukas gehören zu Team Rot. Die Begründung „Bei uns zuhause in der näheren Umgebung sind alle im Team Rot.“

Das kann auch ITler Jascha bestätigen. „Man kann sich ein Team aussuchen. Viele nehmen das Team, das in der Umgebung dominiert oder eben absichtlich ein anderes.“ Zur Auswahl stehen rot, gelb oder blau.

Als Jascha am Neckarfreibad vorbeikommt, entdeckt er ein Fischpokémon – passend zum Element. So sind die Monster konzipiert, nach verschiedenen Elementen wie Feuer, Wasser oder Pflanze. 

Interaktive Karte

Die Karte erläutert, was die Pokemon-App an verschiedenen Stellen in Esslingen bei einem Testrundgang angezeigt hat. In der Karte sind Fotos von einzelnen Pokemons (gelb), Pokestops (blau) und Arenen (rot) eingetragen. 

Wer weitere Pokestops oder Arenen hinterlegen will, sende eine Mail mit Screenshot und GPS Daten an online.redaktion@ez-online.de. 

Zur besseren Darstellung, bitte die Karte vergrößern (am Symbol oben rechts)