Die Anlage des Modelleisenbahnclubs Waiblingen gibt den aktuellen Bestand vor Ort wieder - jedenfalls fast. Quelle: Unbekannt

Was macht das Modellbahnhobby so reizvoll? Seine Spanne reicht vom kindgerechten Spielzeug bis zur anspruchsvollen Anlage, in der sich jedes Detail am Vorbild orientiert. Auf der zweitägigen Ausstellung des Modelleisenbahnclubs Esslingen (MEC) in der Hochschule in der Flandernstraße gab es beides, zur Freude von Jung und Alt.

Von Peter Dietrich

So mancher Nachwuchs war von der Brio-Holzeisenbahn nicht mehr wegzubekommen. Wer mit etwa drei Jahren reif für den nächsten Schritt war, für den gab es die mit Batterien oder Akkus betriebenen Züge von Märklin. Ihnen fehlt alles, was leicht kaputtgeht, die Kupplungen sind durch Magnete ersetzt, die Schienen komplett aus Plastik. Auf einer Spielanlage im Retrolook mit alten Metallgleisen drehte ein Zug mit robusten Blechwagen seine im Layout ordentlich verzwirbelten Runden, Kinder durften ihn selbst steuern. Das war auch bei der LGB-Anlage im Gartenbahnmaßstab erlaubt, die so aufgebaut war, dass sich Dampfzug und ICE nicht in die Quere kamen, was auch immer die Kinder an den Trafos machten.

„Schienen putzen und fahren“

Wie wenig eine schöne Modellbahnanlage veraltet, zeigte das Exemplar, das der MEC 1987 gebaut hatte und nun wieder ausgepackt hat. „Schienen putzen und fahren“, beschreibt Timm-Michael Pagel, der erste Vorsitzende, den Aufwand. Zur Anlage gehört der am Esslinger Bahnhof orientierte Halt „Zwieblingen“, natürlich mit Straßenbahn. Da durften auch der Weinberg und das Mettinger Törle nicht fehlen. Kinder interessierten sich mehr für die Knöpfe, mit denen sich Tiergeräusche abrufen ließen.

Pagels ganzer Stolz ist aber die Jugendgruppe, die im Herbst Verstärkung bekam und noch Platz für weitere Kinder hat. Sie werden ans Hobby herangeführt, erste Aufgabe jedes Kindes ist der Bau eines kleinen Landschaftsmoduls - wobei der Verein den Unterbau dafür fertig zur Verfügung stellt.

Am Samstag kamen rund 400 Besucher, am Sonntag war die Ausstellung dann noch besser gefüllt. Es wartete unter anderem die mehr als 19 Meter lange Anlage des Modelleisenbahnclubs Waiblingen. Klar, dass dort die 60 Weichen mithilfe von Servoantrieben gestellt werden, vorbildlich langsam. Anfangs baute der Verein sogar die Gleise selbst, das wurde dann doch zu anstrengend. Die Gebäude rund um den Waiblinger Bahnhof wurden fotografiert und vermessen und dann im Modell nachgebaut. Die Anlage zeigt die aktuelle Zeit, nur beim Waiblinger Bahnhof hat der Verein geschummelt: Das alte, 1980 abgerissene Gebäude gefiel ihm einfach besser.

Stuttgart Model Railroaders

Etwas ganz Besonders ist die zerlegbare Modulanlage der „Stuttgart Model Railroaders“ nach amerikanischem Vorbild. Zwischen Sweetwater und Peterstown wurde Zugbetrieb wie im Großen abgewickelt, mit langsam fahrenden Güterzügen mit bis zu 30 Wagen und teils in Mehrfachtraktion, also mit mehreren Loks. Man sei großzügig, erklärte der Gastfahrer Michael Fuchs. Die Anlage sei auf Colorado und den Nordwesten ausgerichtet, doch auch Fahrzeuge anderer Bahngesellschaften oder aus Kanada dürften unterwegs sein.

Kann man die gleich kaufen? Auf seine Frage nach den Zugpackungen für Kinder bekam der Vater leider ein Nein zu hören, sie waren nur eine Leihgabe. Aber es gab Prospekte - und damit genug Stoff zum Träumen.