Am Samstagabend war Esslingen heller als gewöhnlich. „ES funkelt“te schließlich in der Stadt.  Foto: Bulgrin - Bulgrin

Von Barbara Scherer
Voll aber ruhig, belebt aber nicht rummelig – so lässt sich der lange Einkaufsabend „ES funkelt“ umschreiben. Mit Lichtinstallationen, Gastronomie, Aktionen der Händler sowie verschiedenen Märkten haben die Besucher am Samstag einen angenehmen Ausklang der Ferien erlebt. Dieses Fazit zog City-Managerin Silke Renninger-Metz und sagte: „Der nachhaltige Charme des Abends taugt als Werbung für Esslingen als Einkaufsstadt.“

Licht und Farbe: Die Leuchtskulpturen des Lichtkünstlers Illuminist aus Tübingen haben die Innenstadt gestaltet, Plätze und Straßen strukturiert sowie Gehwege aufgezeigt. Wer am Bahnhof aus dem Zug gestiegen ist, konnte „ES funkelt“ nicht verpassen. Der Bahnhofsvorplatz war zum kleinen Rummelplatz mit Kinderkarussell und Buden geworden. Vor der rot illuminierten Fassade des Einkaufszentrums Das ES stiegen Luftballons gleich büschelweise in den Abendhimmel. Besucher orientierten sich auf ihren Wegen an den Leuchtskulpturen: Häkchen, Haken und Zacken leuchteten in der Pliensaustraße, bananenförmige Stelen in Weiß und Gelb luden zum Bummeln über die Agnesbrücke ein. Riesenballons in Gelb hingen von dem Baugerüst, das derzeit den Eingang zur Webergasse markiert. Einen Hingucker gab das Alte Rathaus ab: Die Fenster auf der westlichen Seite waren in Rot, Gelb, Blau und Grün angestrahlt. Bunte Blitze zuckten an der Fassade des Gelben Hauses am Hafenmarkt.

Schlemmen und Genießen: Ein freier Tisch vor einem Lokal? Am Samstagabend war das meist Fehlanzeige. Die Menschen saßen in Cafés und Restaurants, aßen und tranken. Die Gastronomen hatten sich ins Zeug gelegt und jedes freie verfügbare Plätzchen vor ihrem Lokal bestuhlt. Auch die Schlemmermeile, die sich über die Ritterstraße bis zum mittlerweile verkehrsfreien Rathausplatz erstreckte, sorgte für lange Schlangen. Zum Beispiel vor dem Stand mit den frisch gerädelten Kartoffelchips, die, nachdem sie ins heiße Fett getaucht worden waren, direkt vom Spieß gegessen wurden. An anderen Ständen gab es frische Smoothies, Poffertjes aus Holland, Fisch oder Fladenbrot. Am bodenständigsten gab sich noch der Stand des Lions Clubs Esslingen-Postmichel, der Rote Wurst verkaufte. Hungrige standen auch dort Schlange.

Markttreiben: Gleich drei Märkte hatte Til Maehr für den langen Abend organisiert. Der traditionelle Flohmarkt am Blarerplatz lud zum Kruschteln ein. Der Koffermarkt zum Staunen darüber, was alles in einen Koffer und was alles über den Ladentisch geht: Babywäsche, Schmuck aus Wolle, Schals, Hüte – alles selbst gefertigt oder originell umgestaltet. Und durchaus auch Praktisches: Nadja Thalau beispielsweise hat ihren Koffer mit dem Material einer Schneiderei-Auflösung bestückt. Beim Lichtermarkt auf dem Hafenmarkt dominierten die professionellen Händler. Etliche waren mit ansprechend aufgearbeiteten Möbeln angereist, andere zeigten Lichter, Lampen und Windlichter in verschiedenen Variationen. Es gab Kunst wie die Gartenköpfe und Stubenhocker aus Zement, Seifen, die wie Torten zum Anbeißen aussahen, Schmuck, alt und neu, herbstliche Deko, Kleider und Taschen aus Afrika und Weihrauch zum Räuchern, über den die Händlerin Brigitte Hemenau sagte: „Er trifft beim Menschen Tiefenschichten, die wir mit Worten nicht beschreiben können.“

Gute Geschäfte: An einem lauen Sommerabend muss man die Kunden in die Geschäfte locken. Da mussten sich die Händler für den „ES-funkelt“-Abend einiges einfallen lassen. Bei Hedwig Münz in der Boutique Schick und Schnack in der Küferstraße zeigten Carla und Rosita als lebende „Puppen“ im Schaufenster die neuen Herbsttrends. Greifen die Frauen an solch einem Abend nach Pulli und Jacke in Weinrot? „Oh ja“, sagte Hedwig Münz. „Nach den Sommersachen fragt niemand mehr.“ So sah es auch im Schuhhaus Fischer aus, wo im klimatisierten Laden Frauen Stiefeletten aus den Regalen auswählten, probierten und mitnahmen. Bei Optik Kaltmaier musste man sich für die neue Brille mächtig anstrengen, wollte man sie günstiger haben. An zwei Tischtennisplatten warteten drei aktive Ligaspieler, Stefan Sautter-Mendez, Julian Hägele und Sven Ahner, um gegen Kunden anzutreten. Für jeden gewonnenen Punkt gegen die „Profis“ gab es zwei Prozent Rabatt. Stefan Sautter-Mendez freute sich jedenfalls über das außerplanmäßige Training, obgleich manche Kunden ihn ganz schön gefordert hätten. Auch Geschäfte wie das nicht in der Innenstadt liegende Modehaus Pöll nahmen die besondere Stimmung des Abends auf und feierten „ES funkelt“ mit den Kunden und Kundinnen. Und wer die Türen geschlossen hielt, bot den Kunden ein Mini-ES-Funkelt an. So wie der Blumenladen Blümerant, der an die geschlossene Glastür ein Guckloch angebracht, eine Glaskugel reingehängt und „ES funkelt“ dazugeschrieben hatte.

Familienfreundlich: Viele junge Familien waren zum Hafenmarkt gekommen, wo sie im Leuchtlabyrinth ihren Weg zu den Pavillons mit den Spielstationen fanden. Dort saßen dann Groß und Klein beieinander und spielten.

Stille in der Stadt: Die Kirchen haben bei „ES funkelt“ für Rückzugsmöglichkeiten gesorgt. Um das Kerzenkreuz vor der Stadtkirche versammelten sich die Menschen. Das Münster St. Paul zeichnete mit roten Kerzen den Weg zur Eingangstür. Im Münster konnte man eine Kerze anzünden, Texte lesen oder in der Bank sitzend einfach nur innehalten. Ein Kontrast zum regen Treiben in der Stadt.