3.4.2016 Der Esslinger Frühling sorgte auch dieses Jahr wieder für eine volle Innenstadt.

 Foto: Boosz

Von Barbara Scherer

Der Esslinger Frühling hat in den vergangenen beiden Tagen seinem Namen alle Ehre gemacht. Temperaturen bis 20 Grad und viel Sonne luden zum Aufenthalt im Freien ein. Im Mittelpunkt standen die Gartentage. Der verkaufsoffene Sonntag sowie das Familienprogramm mit Autoschau und Entenrennen taten ein Übriges: Esslingen war am Wochenende das Ziel von schätzungsweise 70 000 Besuchern.

Gartentage: Bis zu 120 Aussteller haben in diesem Jahr die Gartentage in der Ritter- und Strohstraße bestückt. Viele Gärtner waren dabei, andere Händler kamen aus den Bereichen Kunst, Kunsthandwerk und Dekoration. Für Gartenfreunde sei die Esslinger Veranstaltung der erste wichtige Termin im Jahr, vor allem wenn die Veranstaltung so früh stattfinde. Frische Pflanzen und Kräuter in dieser Menge gebe es sonst nicht, erklärte Organisator Til Maehr. Ein solcher Termin Anfang April berge aber auch Risiken. Händler wie Kunden hatten Glück: In den Töpfchen waren die Kräuter gewachsen, Blumen zeigten Blüten und auch die Pfingstrosen, zwar noch bescheiden im Wuchs, ließen ahnen, was das Frühjahr bringen kann. Die Pflanzsaison kann beginnen.

Kreativität, Originalität, Upcycling - das sind die Kriterien, nach denen Til Maehr seine Aussteller auswählt. Besucher sollen keine Massenwaren vorfinden, sondern selbst Entworfenes. Ein gutes Beispiel dafür gab Isabel Kuczynski. Die Diplom-Ingenieurin für Bekleidungs- und Maschentechnik schneidert aus abgelegten Hemden neue Kleidungsstücke. Dabei wird nicht nur der Hemdstoff verwendet, sondern die einzelnen Teile des Hemdes erhalten neuen Funktionen. Schulterriegel werden zu Bundverschlüssen an Wickelröcken, Ärmel mit Manschetten finden sich an Beinbekleidungen wieder. „Das Hemd verschwindet nicht einfach, es kann in einem neuen Kleidungsstück weiterleben“, sagt Kuczynski, deren Ideenreichtum angesichts der Vielzahl ihrer ausgestellten Kleider unerschöpflich scheint.

Kulinarisches: Nicht direkt Selbstgemachtes, aber in Handarbeit Gefertigtes vertreibt Juliana Wörner, die Mitinhaberin der Firma Tartufo. Ihr Pesto, Essig, Käse oder Olivenöl stammen aus italienischen, Schweizer und deutschen Manufakturen. Das Olivenöl durfte man verkosten, um dann aus milden, fruchtigen oder stark aromatischen Blends oder sortenreinen Ölen auszuwählen. Das Angebot wird geschätzt: „Wir haben sehr viele Stammkunden, die sich bei uns mit ihrem Lieblingsöl oder anderen Produkten eindecken“, sagte Wörner.

Schaugärten: Schaugärten verwandelten den Rathausplatz in eine Oase. Blumen, Stauden, Wasserpflanzen, in kunstvollen Arrangements mit originellen Dekoelementen, bestimmten das Bild. Viel besucht war die Anlage von Garten- und Landschaftsbauer Christoph Schweizer. Die beiden Azubis Hannah und Florian bearbeiteten einen Stubensandstein zum Mauerstein und beantworteten die Fragen der Besucher. „Auch zwei Gartenbaumeister im Ruhestand waren unter den Neugierigen“, berichtete Florian, der die Frager aber „gleich durchschaut“ hatte. Schweizer zeigte auch, wie man einen Garten seniorengerecht gestalten kann. Man kann Beete höher legen, dass man sich nicht mehr bücken muss, und sie so anordnen, dass man mit einem Rollstuhl zufahren kann. Dabei verwendet Schweizer nur natürliche Materialien. Die Idee des Upcyclings zeigte sich auch in der Holzbearbeitung an seinem Stand. Wird ein Baum im Garten gefällt, kann das Holz, bearbeitet in Tischen, Regalen und Ähnlichem, im Garten weiterleben.

Flohmarkt: Am Wochenende ist auch der Flohmarkt am Blarerplatz in die Saison gestartet. Am Samstag gab es das gewohnte Flohmarkt-Angebot der üblichen Beschicker, durchmischt mit einigen Gartenartikeln. Der Sonntag gehörte den Händlern von gebrauchten, aber wertigen Gartenartikeln. Die alten Wannen, Harken und sonstigen Geräte eigneten sich durchaus zum Gebrauch, aber auch zu Dekozwecken im Garten oder auf dem Balkon. Der Shabby-Style, der englisch angehauchte Landlebenlook, ist weiter angesagt.

Das Gefühl für Nachhaltigkeit macht sich bei Händlern wie Kunden bemerkbar. Viele Aussteller haben ihre Kunden per Plakat darüber informiert, dass sie ihre Ware nicht mehr in Plastiktüten verkaufen wollen. Vieles wurde stattdessen in Zeitungspapier eingeschlagen, und viele Kunden brachten ihre Stofftaschen mit.

Autoschau:90 Fahrzeuge hatten die Aussteller der Autoschau angekündigt. Da war es auf dem Marktplatz und drumherum entsprechend voll mit 18 Marken und zwei- bis vierrädrigen Fahrzeugen. Besonders umlagert waren die Motorräder sowie die Cabrios. Für die Aussteller lohnt sich der Gang nach Esslingen: „Der Zeitpunkt und das Publikum stimmen“, sagte Marlis Bulmer, die Inhaberin des Motorradhauses Brauneisen in Wendlingen. Acht Motorräder hatten sie und ihr Mitarbeiter Sandro Strohmaier ausgestellt. „Der Termin ist auch bei unseren Stammkunden beliebt. Man kommt vorbei, um ein Schwätzchen zu halten.“

Velo Carrier: Auf zwei Rädern ist auch der Velo Carrier, ein relativ neuer Dienstleister in Esslingen, unterwegs. Das Lastenfahrrad transportiert im gesamten Stadtgebiet Waren für Händler und Kunden. Am Wochenende waren die Carrier schon gut gebucht: Einige Kunden ließen sich ihre auf dem Gartenmarkt gekauften Blumen und Stauden nach Hause fahren.

Entenrennen: Ein Publikumsmagnet war wie immer das Entenrennen auf dem Wehrneckar. Alle 6100 meist gelben und die wenigen blauen Plastikenten waren im Voraus verkauft worden. Die drei Euro pro Ente gehen an die Vereine Wildwasser und Agapedia Kinderhaus sowie an ein Kinderprojekt des Veranstalters Round Table Esslingen. Kinder und Erwachsene säumten die Ufer, auf dem Maille-Brückchen wurden zur Erinnerung Selfies mit den schwimmenden Enten im Hintergrund geschossen. Und die Teilnehmer, die die ersten 87 Enten ins Rennen geschickt hatten, konnten sich über einen der Preise freuen. Der Erstplatzierte bekam einen Flachbildschirm.

Spiele: Ein entspannter Familiensonntag fand auf dem Hafenmarkt statt. Kinder sowie Erwachsene saßen auf dem Boden und spielten mit Holzklötzchen. Alle Spielstationen waren gut besetzt, neue Spiele wurden ausgiebig getestet.

Verkaufsoffener Sonntag: Von 13 bis 18 Uhr hatten die Geschäfte am Sonntag geöffnet. Die Besucher nutzten das Angebot, um sich mit Frühjahrskleidern und -schuhen einzudecken. Die Händler wiederum bedankten sich bei ihren Kunden mit Sonderaktionen: Bei Karstadt wurde Glas und Porzellan graviert, bei Kögel wurden Dirndl verlost. Im Sportgeschäft Fiala konnten die Besucher einen Rabatt auf Laufschuhe ausbalancieren, je nachdem wie lange sie auf dem Balance-Pad mit geschlossenen Augen auf einem Bein das Gleichgewicht halten konnten. Wer von einem 60-prozentigen Rabatt geträumt hat, sah sich schnell abgeworfen. Mehr als 20 Sekunden hatte niemand geschafft, erzählte Fiala-Mitarbeiterin Carola Kissing.

Die Händler waren mit dem Wochenende sehr zufrieden. Der Sprecher der City Initiative, Alexander Kögel, sprach von einem sehr starken Samstagsverkauf und einem guten Sonntag für den Handel. Die Leute seien gezielt mit dem Plan in der Hand nach Esslingen gekommen und hätten darauf gewartet, dass die Geschäfte öffnen, schilderte Citymanagerin Silke Renninger-Metz ihre Eindrücke. Sie schätzte die Besucherzahl vorsichtig „auf etwa 70 000 an beiden Tagen“.

Und sonst? Es gab sogar einen Feuerwehreinsatz. Der fand am Sonntagmorgen am Blarerplatz vor dem Flohmarkt statt und diente der Rettung einer Katze. Sie saß seit dem Vortag im Baumwipfel und fand nicht mehr nach unten.

Weitere Bilder vom Esslinger Frühling gibt‘s auf der Folgeseite.