Der Ultraschallvernebler stammt aus der Medizintechnik und wird auch in Krankenhäusern eingesetzt. Quelle: Unbekannt

Von Dagmar Weinberg (Text) und Roberto Bulgrin (Fotos)

Die Erkältungswelle ist auch nach Esslingen geschwappt, und so gehören an diesem Nachmittag vor allem Mütter mit ihren kleinen Rotznasen zu den Gästen der „Salzbrise“ in der Blumenstraße. „Zu uns kann jeder kommen, vom Säugling bis zum Greis. Es gibt nur ganz wenige Ausschlusskriterien“, sagt Michael Pichlkostner, der die Wohlfühloase seit fast drei Jahren gemeinsam mit seiner Frau Diana betreibt. Wie gut salzhaltige Luft gestressten Bronchien tut, hat der Geschäftsmann schon in jungen Jahren erlebt. „Ich habe allergisches Asthma und bin deshalb als Kind oft mit meinen Eltern nach Sylt gefahren, wo es mir dann richtig gut ging.“ Als sich der gelernte Elektriker, der früher „im stressigen Telefoniebereich“ gearbeitet hat, vor einigen Jahren beruflich verändern wollte, erinnerte er sich an die wohltuende Nordseeluft. Nach einer reinen Salzgrotte, „in der man eine halbe oder dreiviertel Stunde verbringt und dann wieder nach Hause geht“, stand dem Ehepaar aber nicht der Sinn. „Wir wollen auch die Möglichkeit schaffen, zu verweilen, sich mit anderen zu treffen und auch miteinander ins Gespräch zu kommen“, erzählt Diana Pichlkostner.

So kann man im Erdgeschoss des Eckhauses nicht nur tief durchatmen, sondern auch Kaffee trinken und sich einen selbst gebackenen Kuchen schmecken lassen. „Uns ist es ganz wichtig, dass der Besuch mit Ruhe und Entspannung verbunden ist.“ So gehören nicht nur Asthmatiker, Allergiker oder von Hautkrankheiten Geplagte zu den Stammkunden. „Zu uns kommen auch Menschen, die durch ihren Job sehr gestresst sind und einfach runterkommen wollen“, berichtet die Chefin, die unter dem Motto „schlank durch Kälte“ auch Kryolipolyse-Behandlungen anbietet. „Dabei werden durch temporäre Unterkühlung des Gewebes Fettzellen reduziert.“

Damit man optimal relaxen kann, warten im großen Salzraum bequeme Gesundheitsliegen auf die Besucher. Kleine, in die Decke eingelassene Lämpchen, simulieren den Sternenhimmel. In die leise Hintergrundmusik mischt sich das Plätschern des über Birkenzweige rinnenden Solewassers. Wie in vielen Kurbädern gibt es auch in der „Salzbrise“ eine Gradieranlage - eben nur im Miniaturformat. „Das Gradierwerk haben wir einbauen lassen, weil die Salzzapfen, die sich an den Zweigen bilden, schön anzuschauen sind“, erklärt Michael Pichlkostner. „Außerdem verströmt die Anlage einen angenehmen Geruch und ist ein Stück Natur.“ Natur pur findet man auch an den Wänden sowie dem Boden des Salzraums, den man in Socken oder mit Überschuhen betritt. Die dort vermauerten Ziegel sind aus Himalaja-Salz, dem Eisenoxid und Tonerde seine besondere, an Pfirsiche erinnernde Farbe verleihen - und dem auch in der Küche viel Gutes nachgesagt wird.

Nachdem es sich die Mütter mit ihren Kindern bequem gemacht haben, startet Michael Pichlkostner den Ultraschallvernebler, der hauchfeinen Salznebel in den Ruheraum bläst. „Das Gerät stammt aus der Medizintechnik, wird auch in Krankenhäusern eingesetzt und ist hoch effektiv“, berichtet der Inhaber. Eine dreiviertel Stunde im Salzraum habe die gleiche Wirkung wie ein Kurzurlaub am Meer. Wer nicht ganz so viel Zeit hat, kann sich 20 bis 30 Minuten lang im kleinen Salzraum intensiv einnebeln lassen. Um das Wohlgefühl zu erhöhen, versorgt Diana Pichlkostner die Gäste mit Decken und mit Rapssamen gefüllten Wärmekissen für den Nacken. „Die halten die Wärme extrem lang“ - und stammen zudem aus der Region. Das Ehepaar bezieht sie von einer Albstädter Firma, die auch Seifen sowie Cremes und Kosmetika für Neurodermitis-Patienten herstellt. „Uns ist es wichtig, möglichst viel regional einzukaufen.“

Inhalieren kann man freilich auch daheim. „Das ist aber vor allem für Kinder ziemlich nervig“, weiß Michael Pichlkostner aus eigener Erfahrung. „Denn dort ist es steril, hier ist es für die Kinder hingegen ein Spiel.“ So stehen in einer Ecke des großen Ruheraums Eimer und Schaufeln bereit, mit denen die kleinen Schnupfennasen im Sandkasten buddeln können. Der ist natürlich mit Salz gefüllt. Diana Pichlkostner und ihr Mann schwören nicht nur zur Erkältungszeit auf den feinen Solenebel. „Der Besuch einer Salzgrotte tut einem das ganze Jahr über gut. Denn man kann aktiv seine Atemwege pflegen“, sagt sie. Das würden auch viele Sportler schätzen. Im Sommer werde der Körper im Salzraum zudem remineralisiert. Vor allem an Tagen, an denen die Hitze im Neckartal festsitzt, „und man das Gefühl hat, dass es überhaupt keine frische Luft mehr gibt“, sei es eine Wohltat, endlich mal wieder tief durchatmen zu können.