Sitzgelegenheiten und ein herrlicher Blick auf den Hohenneuffen laden Wanderer und Gesundheitsbewusste zum Verweilen ein. Quelle: Unbekannt

Ein Handtuch hat Neuffens Bürgermeister Matthias Bäcker immer im Auto. Wenn es seine Zeit erlaubt, macht er auf der Viehweide Station. Da gibt es seit zwei Jahren eine Kneippanlage. Die kalten Wassergüsse und -behandlungen sind nach Pfarrer Sebastian Kneipp benannt, der mit seiner Naturheilkunde in Bad Wörishofen sehr erfolgreich war. Auch auf der Schwäbischen Alb ist das „Kneippen“ sehr gefragt.

Den Impuls für das gesundheitsfördernde Projekt gab der Verwaltungschef selbst. Sein erklärtes Ziel bei seiner Wahl vor fünfeinhalb Jahren war es, die Stadt am Fuße der Schwäbischen Alb auch für Touristen attraktiver zu machen. Vor zweieinhalb Jahren entstand die Wassertretanlage mit herrlichem Blick auf den Hohenneuffen. Daneben grasen auf der idyllischen Weide Kühe. Die Idee brachte der Schultes von seinem ehemaligen Wirkungskreis in Rheinland-Pfalz mit. Da war er Bauamtschef in Otterberg bei Kaiserslautern.

Mit Quellwasser gespeist

„Das Kneippbecken wird mit frischem Quellwasser von der Alb versorgt“, erzählt Bäcker und watet durch das klare, saubere Wasser. Der Bauhof hält die Anlage gut in Schuss. An einem Metallgeländer dürfen Gesundheitsbewusste im Storchengang durchs Wasser gehen. Das sei gut für die Durchblutung und rege den Kreislauf an. Der gesamte Stoffwechsel werde belebt. „Außerdem stärkt es die Abwehrkräfte und lindert Beschwerden bei Migräne und Krampfadern.“ Abends schlafe man besser ein, wenn man vorher im Becken gewesen sei. Auf einer roten Tafel sind die Regeln fürs Kneippen genau erklärt. Länger als eine Minute sollte man nicht durch das kalte Wasser waten. Aber das darf man ruhig ein paar Mal.

Bäcker freut sich, dass seine Idee nicht nur bei den Bürgern der historischen Stadt, sondern auch bei Gästen gut ankommt. Er selbst und 35 andere Neuffener haben Holzbänke und -tische gestiftet, die bei der Wassertretanlage und an anderen schönen Aussichtspunkten aufgestellt wurden. Da machen viele Radler und Wanderer Rast. „Ein Frauenstammtisch kommt immer herauf und bringt ein Vesper mit, da ist dann richtig was los“, erzählt er lachend. Auch Geburtstage würden immer wieder dort gefeiert. Nicht nur an heißen Tagen sei das kühle Nass auch bei Kindern sehr beliebt. Ganz in der Nähe ist ein Wohnmobilstellplatz, den die Gemeinde ebenfalls eingerichtet hat. Da können Camper bis zu 21 Tage kostenlos parken und übernachten.

Kneipp-Wasserkuren haben eine lange Geschichte: Im 19. Jahrhundert entdeckte der bayerische Theologe Sebastian Kneipp seine Heilkunde, die auf der Reizwirkung des Wassers beruht. Das Wassertreten hat den Pfarrer weit über die beschauliche Kurstadt Bad Wörishofen bekannt gemacht.

Wärme und Kälte im Wechsel

Das Kneippbecken in Neuffen wird nur mit kaltem Wasser gespeist. Es gibt aber auch Becken, die auf die Wechselwirkung von Kälte und Wärme setzen. Das kribbelt auf der Haut, fördert die Durchblutung. Wer bei schlechtem Wetter oder im Herbst und Winter aufs Wassertreten nicht verzichten will, findet in der Panoramatherme im benachbarten Beuren Möglichkeiten. Dort gibt es einen Barfußpfad aus verschiedenen Materialien, die gut für die Füße sind. Daneben gibt es das klassische Kneipp-Tretbecken, einen Armtrog und kalt-warme Kneippduschen.

„Ein Armtrog fehlt bei unserer Anlage unter freiem Himmel, das wäre zu aufwendig“, bedauert Matthias Bäcker. Ansonsten lässt das großzügig angelegte Kneippbecken keine Wünsche offen. Auch ältere Besucher haben einen sicheren Tritt, weil sie sich am soliden Metallgeländer festhalten können. Beim Plausch auf den Bänken kommen Jung und Alt ins Gespräch.

Die Philosophie von Pfarrer Sebastian Kneipp

Sebastian Kneipp hat nicht nur das Wassertreten populär gemacht. Der Priester und Hydrotherapeut setzte auf die Heilkräfte der Natur. Mit seinem ganzheitlichen Ansatz wollte er den Menschen helfen, gesund zu bleiben.

Im Kurort Bad Wörishofen im Allgäu steht das Denkmal des Geistlichen, der von 1821 bis 1897 lebte. Dort werden seine Heilmethoden bis heute umgesetzt und weiterentwickelt. Kneipp und seiner Lehre ist in dem Kurort auch ein Museum gewidmet, das die Geschichte seiner gesundheitsfördernden Methoden und sein Leben dokumentiert. Da gibt es auch Vorträge rund um die Gesundheit und um die Geschichte des Kurorts. In dem pädagogisch sehr gut aufbereiteten Museum ist auch viel über Kneipps Philosophie zu erfahren. Kneipp, der selbst an Krebs starb, ging davon aus, dass die Natur den Menschen alles bietet, um gesund zu bleiben. Das ganzheitliche Denken Kneipps gilt noch heute als wegweisend für naturheilkundliche Heilmethoden. Vor allem sind seine Lehren gefragt, um Krankheiten vorzubeugen.

Den Menschen, seine Lebensgewohnheiten und seine natürliche Umwelt betrachtete der Naturheilkundler als eine Einheit. Dabei stellte er die Elemente Wasser, Pflanzen, Bewegung, Ernährung und Balance in einen Zusammenhang. Gerade über Heilkräuter hat er viel geforscht.

Das Kneipp-Museum in Bad Wörishofen ist im Klosterhof 1, 86825 Bad Wörishofen (Eingang Schulstraße).

Kontakt: Tel. 0 82 47/39 56 13; E-Mail: kneippmuseum@bad-woerishofen.de

www.kneippmuseum.de