Juan Almansa vor einem Bildnis des Apostels Johannes in der Stadtkirche Esslingen. Foto: Bulgrin Quelle: Unbekannt

„Katholiken erinnern heute meist nur noch in der Predigt an den Johannistag, gefeiert wird das nicht.“

Am Johannistag bekommt der Denkendorfer Juan Almansa viele Anrufe von Gratulanten. „Das ist eigentlich gar nicht mein Geburtstag“, sagt er lachend. „Aber ich bin nach Johannes, dem Täufer, benannt.“ Deshalb hätten viele einfach seinen Namenstag abgespeichert und wünschten ihm da alles Gute fürs neue Lebensjahr. Der 24. Juni wird in Spanien ganz groß gefeiert.

In dem katholisch geprägten Land findet am Namenstag des Heiligen die „Noche de San Juan“ statt. „Die Bräuche dazu sind je nach Region verschieden“, erzählt Almansa. Das sogenannte Johannisfeuer gehört aber unbedingt dazu.

Der Johannistag wird wegen des Datums oft mit den Sonnwendfeiern gleichgesetzt. Denn um den 20. bis 22. Juni werden die Tage kürzer. Das feiern viele Menschen auch im Kreis Esslingen. Am Samstag, 18. Juni, lädt die Ortsgruppe Sulzgries des Schwäbischen Albvereins an der Katharinenlinde zur Sonnwendfeier ein. Mit Einbruch der Dunkelheit zünden Fackelträger da auf den Esslinger Höhen einen Holzstoß an.

Dass der Johannistag und die Sonnenwende oft gleichgesetzt werden, hat auch religiöse Gründe. Nach der Christianisierung versuchte die Kirche, die heidnische Sonnwend-Tradition abzuschaffen, die es lange vorher gab. Da das den Geistlichen nicht gelang, legte die Kirche den Gedenktag für Johannes den Täufer auf den 24. Juni. Sie übernahm Bräuche wie etwa das große Feuer, das die Dunkelheit des Winters vertreiben sollte.

„Die Lichtsymbolik ist eng mit Jesus Christus verknüpft“, erklärt Ulrike Altherr, Pastoralreferentin in Wendlingen. Und Johannes der Täufer gelte nach der biblischen Überlieferung als Vorläufer Jesu. Der 24. Juni, also der festgesetzte Geburtstag des Heiligen, ist in der katholischen Kirche ein Hochfest. „Wir Katholiken erinnern heute meist nur noch in der Predigt an den Johannistag, gefeiert wird das nicht“, sagt die Theologin. Auch in ihrer alten Heimat im Oberschwäbischen habe man den Johannistag nicht groß im Blick gehabt. Umso überraschter war die Theologin, als sie im vergangenen Jahr über Pfingsten mit ihrer Familie in Portugal war. „Da wird schon Wochen vorher über die Feiern zum Johannistag geredet.“ In vielen großen Städten fänden da regelrechte Volksfeste statt.

Daran erinnert sich auch Juan Almansa, der seit den 60er-Jahren in Deutschland lebt. „In Madrid ist in der Noche de San Juan was los auf den Straßen, in jedem Viertel gibt es ein Volksfest“, sagt der Wahl-Denkendorfer, der Deutsch mit spanischem Akzent und schwäbischem Einschlag spricht. „Das ist bei uns aber auch ein Fest für die ganze Familie“, erzählt der Rentner, der sich heute in vielen Bereichen ehrenamtlich engagiert. „Man ist den ganzen Tag zusammen, isst, trinkt und genießt.“

Besonders schön sei das Feiern am Meer. „Viele Spanier fahren in der Nacht zum 24. Juni an die Strände“, erzählt Almansa. Überall an der Küste würden Freudenfeuer angezündet, um die alle tanzen. Kurz vor Mitternacht stellen sich alle Besucher der Fiesta an den Strand, um dann genau um Punkt Mitternacht ins Meer zu springen. Dann müsse man sich einen Wunsch überlegen, der angeblich in Erfüllung geht. „Für Paare in Spanien ist die Noche de San Juan auch ein Fest der Liebe.“ Wer sich eine glückliche Beziehung wünscht, wirft eine Rose ins Meer.

In San Pedro de Manrique im Landesinneren bei Madrid laufen Dorfbewohner und manche Besucher sogar durchs Feuer. Damit die Sohlen nicht verbrennen, tragen die Feuergänger eine andere Person auf dem Rücken. In Alicante werden Figuren aus Pappmaché gestaltet, Hogueras genannt, die dann im Feuer verbrannt werden.

Sonnwendfeiern und JohannisBräuche

Die kürzeste Nacht: Die Sonnwende wird vielerorts mit einem großen Feuer gefeiert. Bereits am Samstag, 18. Juni, feiert der Schwäbische Albverein Sulzgries abends auf der Katharinenlinde. Weitere Sonnwendfeiern stehen eine Woche später, am 25. Juni, auf dem Plan - unter anderem in Wernau auf dem TSV-Parkplatz im Herdweg 25 (ab 18 Uhr) und in Wendlingen im Albvereinsheim Am Berg (Verlängerung Waldstraße).

Bräuche zum Johannistag: Früher haben die Frauen auf dem Land „Holunderküchlein“ zubereitet (die Blütendolde des Holunders in Pfannkuchenteig ausgebacken), weil die Blüten an diesem Tag gepflückt als besonders heilkräftig galten. Deshalb heißt der Johannistag auch „Holdertag“. Früher gingen Trauernde am Vorabend auf den Friedhof, um die Gräber der Angehörigen mit Sommerblumen und Rosenstöcken zu schmücken. Außerdem war es Brauch, in der Johannisnacht in Flüssen und Seen schweigend ein Bad zu nehmen. Das sollte den Menschen Segen bringen - ebenso wie der Sprung über das Johannisfeuer.

Traditionen des Feierns: In Mainz findet um den 24. Juni ein großes Volksfest statt, das Johannistag heißt. In Bayern gibt es in etlichen Dörfern Johannisfeuer.