Erbaut im 6. Jahrhundert und rekonstruiert von 2011 bis 2014: das Schloss von Patras auf der Akropolis. Von hier oben bietet sich ein großartiger Blick über die viertgrößte Stadt Griechenlands. Quelle: Unbekannt

Von Sigfried Baumann

Es war angerichtet und in der Bilanz dürfen wir feststellen: Dieses „Kreuzfahrt-Menü“ hat gemundet. Weil es nur aus „besten Zutaten“ bestand. Wunderschöne, teilweise unbekannte Inseln der Ägäis, Sizilien mit Messina und das gegenüber, auf dem Festland liegende, Reggio di Calabria und als abschließenden Höhepunkt eine Stippvisite in der Heiligen Stadt. Rom quasi im Schnelldurchlauf, was aber dem Fahrplan des Schiffes geschuldet war. Dann das Wetter gemäß dem Motto „Sommer, Sonne, Kreuzfahrtvergnügen mit häufig höheren Wasser-, als Lufttemperaturen. Nur einmal beim Landgang in Messina erwischte uns ein Guss von oben. Und als letzte „Zutat“, das Schiff, das sozusagen die Würze des Menüs bedeutete. Nicht umsonst sehen Gäste und Leser unserer Zeitung MS BERLIN als ihr persönliches Lieblingsschiff. Kein Luxusdampfer, dafür klein, familiär, gemütlich mit einer herzlichen Besatzung, die bei unserer Reise aus 20 Nationen kam. Erstmals seit wir mit der BERLIN unter Flagge von FTI Cruises unterwegs waren (und das war immerhin bereits die neunte Kreuzfahrt in drei Jahren) kochte an Bord mit Thomas Heinzel ein deutscher Küchenchef. Und das merkte man: Einfallsreiche Menüs, Speisen, die bei allen acht Vorgängerreisen nie auf den Teller kamen, ansprechend fürs Auge und den Gaumen gleichermaßen. Dazu ein Unterhaltungsprogramm, das von den beiden Profigeigern aus Russland, Esmeralda und Michael Shulman, dominiert wurde und dem Claudia Griseri mit ihren Chansons von Edith Piaf eine besondere, komödiantische Note gab. Dass am Abschlussabend auch noch Alice von der Bordreiseleitung („Ich will keine Schokolade...“) und Kreuzfahrtdirektorin Romana Calvetti („Memories“ aus Cats) das Unterhaltungsprogramm im wahrsten Sinne des Wortes bereicherten, wurde von den Gästen mit besonders viel Applaus honoriert.

Eine solche Reise ist nur mit einem Schiff in der Größe der BERLIN möglich. Viele der angelaufenen Inseln bleiben den „Riesen“ unter den Kreuzfahrtschiffen verschlossen. Gewiss Santorin oder Mykonos, die beiden touristischen Aushängeschilder der Kykladen bilden da eine Ausnahme. Sie finden sich auf den Fahrplänen nahezu aller Reedereien. Syros, Sifnos, Amorgos und Zakynthos sind da schon eher ein Geheimtipp. Inselerkundungen ohne touristischen Massentrubel, welch ein Genuss für die BERLIN-Kreuzfahrer. Hält man hier das „Volksfest“ in Oia auf Santorin dagegen (und das alles nur wegen des Sonnenuntergangs, den wir übrigens auf See zweimal sehr viel schöner erlebten), so waren sich viele einig: Das muss man nicht unbedingt haben. Eindrucksvoll allerdings das Einlaufen mit einem Schiff in die Caldera (Krater), entstanden durch einen riesigen Vulkanausbruch in der Mitte des 15. Jahrhunderts vor Christus. 200 bis 400 Meter hoch sind die Kraterränder, auf denen die Inselhauptstadt Fira und auch das besuchte Oia thronen. Immerhin trug Santorin in der Antike den Namen „Kalliste“ (die Schönste). Welch ein Erlebnis, wenn sich für die Kreuzfahrer plötzlich die riesige Caldera öffnet. Aus der Ferne könnte man die weißen Häuser, die den Kraterrand zieren, fälschlicherweise für Schnee halten. Beim abendlichen Bummel durch die Gässchen von Mykonos hatte man mit dem starken Wind zu kämpfen, der für die Kykladeninseln typisch ist. Auch hier wie in Oia auf Santorin Geschiebe und Gedränge in den Gassen der Inselhauptstadt, deren Breite auf ein Maultier mit zwei Körben ausgelegt ist. Übrigens soll der Sage nach Mykonos jener Felsen sein, mit dem der Meeresgott Poseidon den Giganten erschlug.

Von Sifnos bleiben die wunderschönen Sandstrände des Hafenstädtchens Kamares in Erinnerung. Trotz kühlem Wind konnten einige der Versuchung eines Bades in der Ägäis nicht widerstehen. Auf Amorgos fühlte man sich in dem Städtchen Chora in eine andere Zeit zurückversetzt. Beschaulich, ruhig und doch irgendwie faszinierend. Der Höhepunkt aber folgte mit dem Besuch des byzantinischen Klosters Panagia Hozoviotissa. In eine Steilwand, die 367 Meter senkrecht aus dem Meer aufragt, hinein gebaut, führt der Weg hinauf. 300 Stufen sind zu bewältigen, doch die Ausblicke, die sich aufs Meer und die Nachbarinseln bieten, sind einfach grandios. Monumental das Rathaus von Ermupolis, Hauptort auf Syros. Es steht am marmorgepflasterten Rathausplatz. Beeindruckende Bauwerke der klassizistischen Architektur prägen die Stadt der „zwei Hügel“. Wer in Syros lebt, muss Treppensteigen können. Auf Zakynthos dann das lange vermisste Grün, das man auf den Kykladen kaum findet. Kein Wunder trägt die Insel doch den Beinamen „Blume des Ostens“. Farbenprächtig die Landschaft, beeindruckend die Bucht der Schiffbrüchigen, wo 1980 ein Schmugglerschiff strandete. Das Wrack liegt heute noch dort. Prächtiger Blick vom Schloss von Patras (wieder waren viele Stufen zu bewältigen) auf die viertgrößte Stadt Griechenlands und Hauptort des Peloponnes. Eisgenuss in Reggio di Calabria beim Europameister der Eishersteller. Seine Kreationen offeriert er in einem eher bescheidenen Kiosk. Wer hier nicht schleckt, ist selber Schuld.

So ging nach 2257 Seemeilen oder 4180 Kilometern in Nizza eine Kreuzfahrt zu Ende, welche Höhepunkt um Höhepunkt wie an einer Perlenkette aneinanderreihte. Dass für die Gäste unserer Zeitung in der südfranzösischen Hafenstadt noch kurzfristig eine Stadtbesichtigung organisiert wurde, verkürzte nicht nur die Wartezeit bis zum Heimflug am Abend, sondern präsentierte als zusätzlichen Höhepunkt die Schönheiten Nizzas von der „Promenade des Anglais“ über das legendäre Hotel Negresco, der russisch-orthodoxen Kirche sowie dem Franziskanerkloster mit seinen herrlichen Gärten und der römischen Arena auf dem Berg Cimiez. Und eine Leserin erfüllte sich in einem Restaurant der Altstadt ihren größten Wunsch der Reise: Endlich einmal Austern schlürfen.