Von Alexander Maier

Esslingen - Es gibt nicht viel, was Superstar Robert De Niro in seiner langen Karriere nicht schon gespielt hat: Den abgehalfterten Boxer gibt er ebenso überzeugend wie den gebeutelten Malocher, den nervigen Schwiegervater in spe oder den Mafioso. Doch eine Rolle wie in Dan Mazers Brachial-Komödie „Dirty Grandpa“ hat ihm in seiner Sammlung noch gefehlt. Umso überraschter reagierten viele Kritiker, dass er sich auf diesen Film eingelassen hat. De Niro zeigt jedoch, dass er selbst aus einem Film, dessen Humor meist mit dem Holzhammer daherkommt, etwas machen kann.

Schlitzohr mit Hintergedanken

Mit seinen 70 Jahren hat Opa Dick (Robert De Niro) noch allerhand vor, doch dann stirbt seine Frau. Andere hätten sich fortan der Tristesse hingegeben, doch der einstige Elitesoldat nimmt den Verlust seiner Frau als Zeichen, nochmals Gas zu geben. Und er weiß auch schon, wer ihn dabei begleiten soll: sein Enkel Jason (Zac Efron). Doch der hat’s gar nicht mit dem Feiern und denkt lieber an seine bevorstehende Hochzeit mit Meredith (Julianne Hough). Die ist zwar menschlich nicht gerade der Hauptgewinn, doch dafür darf Jason mit einem Karrieresprung in der Kanzlei des künftigen Schwiegervaters rechnen. Seinem Großvater zuliebe lässt sich Jason schließlich doch zu einem gemeinsamen Trip nach Daytona Beach überreden - nicht ahnend, worauf er sich da eingelassen hat. Denn Dick lässt die Sau raus: Partys, Kneipenschlägereien und durchzechte Karaoke-Nächte halten die beiden fortan auf Trab. Und nebenbei tut Opa alles, um sein darniederliegendes Sexualleben wieder auf Touren zu bringen. Dass das Schlitzohr den Vergnügungstrip auch nutzt, um seinem Enkel zu zeigen, dass das Leben mehr zu bieten hat als nur Karriere und eine Vernunftehe, kann Jason sowenig ahnen wie das Wiedersehen mit einer alten Liebe ...

Drehbuchautor John M. Phillips wusste sofort, dass nur Robert De Niro für die Rolle des „Dirty Grandpa“ in Frage kommt. Und der hat Spaß daran, alle Register zu ziehen - auch wenn es ganz schön derb zugeht. Dan Mazer ließ seinen Darstellern jede Freiheit, ihre Rollen zu interpretieren: „Was ich beim Machen von Komödien so aufregend finde, ist die Suche nach neuen Lachern - jeden Tag aufs Neue. Jeder Tag war eine Herausforderung, es durch die Einstellungen zu schaffen, ohne in schallendes Gelächter auszubrechen.“ Und seine Crew ließ sich bereitwillig auf diese Herausforderung ein und improvisierte munter drauflos, was Zuschauern mit einem Faible für schenkelklopfend-derben Humor viel Vergnügen bereiten kann.

Opa Dick möchte das Leben nochmals in vollen Zügen genießen und begibt sich mit seinem spießigen Enkel auf einen wilden Vergnügungstrip. Die Gags, die Regisseur Dan Mazer abfeuert, mögen nicht jedermanns Sache sein. Wer sich jedoch darauf einlässt, kann viel Spaß daran haben.