Im Dschungel fühlt sich Tarzan (Alexander Skarsgård) entschieden wohler als in der Welt der britischen Aristokratie. Foto: Warner Bros. Quelle: Unbekannt

Von Wolf von Dewitz

Esslingen - Tarzan-Filme haben ein Problem: Sie drohen immer wieder in unfreiwillige Komik abzudriften. Beschnuppert der Held mal wieder andere, tierische Dschungelbewohner oder schwingt er bei Urwald-Gejodel seine Lianen, droht trotz dramatischen Tamtams Gelächter im Publikum. Filmemacher gehen damit unterschiedlich um. Die Tarzan-Version „George - Der aus dem Dschungel kam“ machte aus der Not eine Tugend - der ganze Film wurde zur Komödie. In Zeichentrickfilmen ist das Problem entschärft, weil die Darstellung ohnehin verfremdet ist. In „Legend of Tarzan“ machen die Filmemacher nun aber ernst: Sie setzen ganz auf dramatischen Kitsch.

Wiedersehen mit alten Freunden

Die Story setzt da ein, wo die meisten Tarzan-Filme enden: Der Urwaldexperte ist nach seiner Dschungel-Zeit nach Europa heimgekehrt, wo er als junger englischer Lord ein eher unglückliches Dasein fristet. Es ist kalt, es regnet und Tarzan, der eigentlich Lord Greystoke heißt, blickt wortkarg und traurig umher. Auf Einladung des belgischen Königs soll er dorthin zurückkehren, wo er aufwuchs: nach Afrika. Zunächst ziert er sich, dann bricht er doch noch auf. Zur Begrüßung herzt er freudig eine Löwin, die in der Steppe lauert. Es soll nicht das einzige Mal bleiben, dass Tarzan seine Dschungelfreunde aus Kindheit und Jugend knuddelt. „Er ist kein normaler Mann“, ist eine Erzählerstimme zu hören. „Er ist Tarzan.“

Keine Frage: Tarzan ist großartiger Kinostoff. Der Mensch, die Wildnis, der Kampf zwischen Gut und Böse. Die Hollywood-Crew um Produzent Jerry Weintraub und Regisseur David Yates greift visuell tief in die Trickkiste. Die rasanten Kamerafahrten durch den Dschungel und über Klippen hinweg bieten dem Zuschauer einen deutlichen Mehrwert durch die 3D-Optik. An Tieren wird alles geboten, die Animationen sind in diesen Szenen umwerfend. Fast hat man das Gefühl, diesen Tieren wirklich gegenüber zu stehen. Säße Tarzan im Publikum, er hätte seine Affenfreude.

Christoph Waltz mimt den Bösewicht

Tatsächlich dürften jedoch in den Kinosesseln eher Menschen mit beschränkter Wildniserfahrung sitzen, die neben der Tieroptik auch so etwas wie eine schlüssige Story erwarten. Daran hingegen hapert es. Die Intrige, mit der Tarzan in die Falle gelockt wird, wirkt arg simpel konstruiert. Dass dann seine Jane entführt wird und Tarzan samt erstaunlich konditionsstarken Begleitern durch den Dschungel hetzt, ist ebenso erwartbar wie abgedroschen. Die Figur eines US-Revolverhelden, der sich Tarzan zur Seite stellt im Kampf gegen Sklaverei, ist wohl als Bindeglied zum amerikanischen Publikum gedacht. Samuel L. Jackson hat schon bessere Zeiten gesehen in seiner schauspielerischen Laufbahn.

Christoph Waltz mimt einmal mehr den Oberbösewicht. Doch die Fiesling-Figur bleibt flach gezeichnet. Dass Waltz ihr mit seiner larmoyanten Lässigkeit dennoch etwas Leben einhaucht, ist eine Leistung. Als Tarzan wiederum ist der Schwede Alexander Skarsgård zu sehen. Er tut sein Bestes, was hier heißt: Lianen schwingen, seine Jane (Margot Robbie) anschmachten und seinen durchtrainierten Körper zeigen. Dennoch bleibt sein Tarzan seltsam blass - und auch die technischen Effekte können die dünne Geschichte am Ende nicht retten.

Tarzan ist zurück auf der Leinwand. Lange lebte das einstige Dschungel-Findelkind in Europa, so richtig glücklich wurde er da jedoch nicht. Ein US-Kinofilm zeigt nun in umwerfender 3D-Optik seine Rückkehr in den Kongo.