6 Foto: Studiocanal Quelle: Unbekannt

Von Gaby Weiß

Esslingen - Es gibt nicht viele Bücher, die so eingeschlagen haben wie Wolfgang Herrndorfs „Tschick“. Und wer die Gesetzmäßigkeiten des Filmgeschäfts nur halbwegs kennt, der wird nicht überrascht sein, dass eine Verfilmung von „Tschick“ nicht lange auf sich warten ließ. Bestseller wie dieser bergen Potenzial, doch ihre Verfilmung birgt stets auch ein gewisses Risiko, denn eine gute Buchvorlage macht noch lange keinen ebenso guten Film. Vieles hängt da vom Regisseur ab. Mit Fatih Akin wurde für dieses Projekt einer gefunden, der den richtigen Ton fand. Kein Wunder, schließlich hat sich Akin als Fan geoutet: „Ich habe den Roman entdeckt und war sofort Feuer und Flamme.“ Nun ist sein Film bei Studiocanal auf DVD und Blu-Ray erschienen.

Der 14-jährige Maik Klingenberg (Tristan Göbel) wächst in Wohlstand auf. Materiell fehlt es ihm an nichts - nur mit seinen Eltern hat er nicht gerade das große Los gezogen: Kaum haben die Sommerferien begonnen, da wird seine saufende Mutter in der Entzugsklinik eingeliefert, sein Vater geht derweil mit seiner Assistentin auf „Geschäftsreise“. Und Maik hockt allein zuhause am Swimmingpool. So drohen die Ferien zu einer stinklangweiligen Angelegenheit zu werden, denn Außenseiter Maik hat keinen einzigen Freund. Doch eines Tages taucht plötzlich sein neuer Klassenkamerad Tschick (Anand Batbileg) bei ihm auf. Der Junge stammt aus Russland, lebt mittlerweile mit seinen Eltern in einem anonymen Hochhausbunker, und im Gegensatz zu Maik ist er mit einer Extra-Portion Selbstbewusstsein gesegnet. Er überredet Maik zur Fahrt in einem geklauten abgetakelten Geländewagen, und was als Spritztour beginnt, wird zum ausufernden Roadtrip, der den beiden Jungs nicht nur die wundersamsten Begegnungen, sondern „den besten Sommer von allen“ beschert.

Es gehört einiges Einfühlungsvermögen dazu, diese Geschichte angemessen zu verfilmen. Fatih Akin hat es geschafft, die ganz eigene Stimmung des Romans auf die Leinwand zu bringen. Man schließt die beiden Außenseiter, die den Film über weiteste Strecken überzeugend prägen, sofort ins Herz und freut sich mit ihnen, wenn sie dem Rest der Welt immer wieder ein Schnippchen schlagen. So macht dieser feine Film auch anderen Mut, sich niemals unterkriegen zu lassen, sondern stets aufrecht den eigenen Weg zu gehen - auch wenn er noch so steinig ist.