Die Aussicht von der Alpspitze auf Nesselwang und das Alpenvorland. Quelle: Unbekannt

Von Jakob Panitz

Wer im Ostallgäu bei Nesselwang rund um den Attlesee wandert oder radelt (fünf Kilometer), mit der Alpenkette und die sanften Hügel des Allgäus im Blick, der wird verstehen, warum es ewig gedauert hat, bis hier das letzte Stück der A7 fertig gestellt wurde (im Jahr 2009). Eine derart schöne Landschaft mit einer Autobahn zu durchschneiden, dagegen haben sich Viele gewehrt.

Touristischer Aufbruch

Die allermeisten haben aber aufgeatmet, als die täglichen Blechlawinen auf der B 309 mitten durch Nesselwang endlich der Vergangenheit angehörten. Die am meisten betroffene 3500-Einwohner-Gemeinde hat damals, am „Tag der Stille“, eine rauschende „A7-Party“ gefeiert.

Seit es ruhiger geworden ist, hat sich in und um Nesselwang eine touristische Aufbruchstimmung breit gemacht. Die Übernachtungszahlen in dem staatlich anerkannten Luftkurort klettern stetig nach oben. Das liegt zum einen am erweiterten Übernachtungsangebot - 2013 ist zum Beispiel ein 200-Betten-Sporthotel an der Talstation der Alpspitzbahn entstanden - und zum anderen am Ausbau der touristischen Infrastruktur.

Nesselwang liegt mitten zwischen Seen, Wiesen und Wäldern. Hier, auf rund 900 Metern Höhe, gibt es Natur pur! Zu genießen beim Spazieren, Wandern oder Radeln, immer mit fantastischem Blick auf die Alpenkette. Klassische Ausflugsziele wie der Hopfensee, der Forggensee, Füssen oder Schloss Neuschwanstein sind ebenfalls ganz in der Nähe.

Bestnote für die Radwege

Sowohl die Wander- als auch die Radwege in der Region wurden in den vergangenen Jahren zunehmend ausgebaut und verbessert. Vor kurzem hat der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) das Radwegenetz in der Region sogar mit der Bestnote von fünf Sternen zertifiziert. Das ist zwar nicht einmalig in Deutschland, aber fast, denn diese fünf ADFC-Sterne gibt es sonst nur noch im hohen Norden.

Empfehlenswert ist eine Wanderung auf den Hausberg von Nesselwang, der 1575 Meter hohen Alpspitze. Gestartet wird an der Talstation der Alpspitzbahn. Highlights sind dabei der Nesselwanger Wasserfall sowie der Kreuzweg mit der sehenswerten barocken Wallfahrtskirche Maria Trost in 1123 Metern Höhe. Etwas unterhalb des Gipfels lädt die Berglodge Sportheim Böck zur Einkehr ein. Von hier hat man einen atemberaubenden Blick auf die Tannheimer und Ammergauer Berge, darunter der markante Säuling.

Kostenlose „Königscard“

Wem die 6,3 Kilometer lange Rundtour (circa 4,5 Stunden) zu beschwerlich ist, nimmt einfach die Bergbahn. Diese wiederum kann mit der „Königscard“ kostenlos genutzt werden. Dabei handelt es sich um eine Art Zauberkarte, die in zahlreichen Nesselwanger Hotels und Gasthäusern kostenlos ausgegeben wird, und die 250 Gratiserlebnisse in der Region bietet. Sie gilt für Bergbahnen, Bäder, Museen, Freizeiteinrichtungen - und seit 2015 auch für den Personen-Nahverkehr zwischen Kempten und der bekannten Wieskirche bei Steingaden.

Zwei Drittel der Nächtigungen verbucht Nesselwang in der warmen Jahreszeit. Der Rest fällt in den Winter, wenn die Alpspitze mit der modernen Kombibahn Skifahrer zu insgesamt acht Kilometern Pisten bringt - und auch zum Nachtskilauf einlädt. Liegt genügend Schnee, dann werden Skilangläufer auf die Loipen gelockt, die sich Kilometer weit durch eine wahrlich traumhafte Schneelandschaft schlängeln.

Sommerrodelbahn, abenteuerspielplatz, biathlon und ein Wohnmobil-Stellplatz

An der Alpspitze gibt es eine Sommerrodelbahn mit 966 Metern Länge, die längste „echte“ Sommerrodelbahn im Allgäu. Kinder zwischen 3 und 7 Jahren dürfen nur im Doppelsitzer in Begleitung eines Erwachsenen fahren. Auf dem Gelände befindet sich auch ein Abenteuerspielplatz mit Ritterburg, Riesentrampolin und Streichelzoo.

Vorhanden ist in Nesselwang auch eine Biathlon-Anlage (im Trendsportzentrum) sowie ein Bogenparcours, eine Laufarena mit Sportcoach, GPS-geführte Rad- und Mountainbike-Touren, ausgeschilderte Nordic Walking-Strecken und ein Golfplatz. Einen Besuch wert ist darüber hinaus das Alpspitz Bade-Center in Nesselwang, mit „Erlebnisbad“, Natursee und Saunalandschaft. Auch hier greift die „Königscard“.

Unter Wohnmobil-Urlaubern ist der große Stellplatz an der Talstation der Alpspitzbahn beliebt. Pro Wohnmobil und Übernachtung derzeit 10,00 Euro. Frischwasser und Entsorgung kostenlos, Strom gegen Gebühr.

Allgäu pur kann man auch auf dem Emmentaler Radweg (47 Kilometer) genießen. Einsteigen kann man beispielsweise bei Rückholz, fünf Kilometer nordöstlich von Nesselwang. Er führt vorbei an zahlreichen Seen und kleinen Weihern, zum Beispiel am Hopfensee, bis nach Füssen und im Bogen wieder zurück. Mehrere Käsereien liegen am Weg. Verstärkt wird die beeindruckende Kulisse auf der Tour nicht zuletzt durch die in der Ferne sichtbaren Schlösser Neuschwanstein und Hohenschwangau.

Tourist-Information, Hauptstraße 20, 87484 Nesselwang, Tel. 08361/ 923040. www.nesselwang.de