Beliebtes Ziel für Wanderer: Das idyllisch auf 1044 Metern Höhe gelegene Balderschwang, kurz vor der Grenze zu Österreich/Bregenzerwald. Quelle: Unbekannt

Von Jakob Panitz

An einem der südlichsten Ziele Deutschlands liegt auf 1044 Metern auch die höchstgelegene Gemeinde der Republik: Balderschwang! Das Balderschwanger Tal im Oberallgäu ist als „Bayerisch Sibirien“ bekannt, weil es im Winter (fast immer) eine Schneegarantie bietet. In zwei Skigebieten geht dann zwischen 1000 und 1500 Metern die Post beim Skifahren oder Snowboarden ab. Im Sommer trifft man hier etwas weniger Urlauber an - aber diese Wenigen schätzen dieses idyllische Hochtal als ein beschauliches Wandergebiet, wo man sich nicht auf die Füße tritt.

Sanfter Tourismus

Hier, kurz vor der Grenze zu Österreich beziehungsweise zum Bregenzerwald, gibt es zwar keine allzu hohen, aber dafür die schöneren Berge. Wald, saftige Almwiesen, Blaubeeren am Weg, so etwas lockt viele Wanderer mehr als die Touren im kahlen Hochgebirge. Hinzu kommt die Herzlichkeit der gerade Mal 314 Einwohner. „Das Beste vom Bregenzerwald und das Beste vom Allgäu, das ergibt den Balderschwanger“, konstatiert Konrad Kienle, umtriebiger Bürgermeister und Hotelier in dem idyllisch gelegenen Ort.

Sanfter Tourismus ist im Balderschwanger Tal angesagt. Sanft ist auch der Einstieg für Wanderer auf dem neu eingerichteten „Zeitweg“ rund um Balderschwang. Auf fünf Kilometern geht es auf einem Panoramaweg, überwiegend in Halbhöhenlage, rund um den Ort (140 Höhenmeter). 16 familiengerechte „Erlebnisstationen“ stellen das Leben der Menschen in diesem beschaulichen Tal vor (mit Kräuterparadies und Streichelzoo).

Wer anspruchsvollere Wanderungen machen will, informiert sich im Verkehrsamt (unterhalb der Kirche). Eine beliebte, circa dreistündige Rundwanderung, die auch für Kinder ab etwa zehn Jahren gut machbar ist, startet an der Talstation des Riedbergerhorn-Lifts (im Sommer außer Betrieb, Parkmöglichkeit). Gestartet wird in 1071 Metern Höhe, gegenüber dem Restaurant Schwabenhof. Auf einem breiten Karrenweg (rot-weiße Markierung) am Waldrand entlang, geht es stetig bergauf, begleitet vom Klang zahlreicher Kuhglocken. Ziel ist zunächst das Riedbergerhorn, mit 1787 Metern höchster Berg im Naturpark Nagelfluhkette.

Grandiose Ausblicke

Immer wieder hält man beim gemächlichen Aufstieg inne und genießt die Ausblicke auf das Balderschwanger Tal. Nach einer dreiviertel Stunde Weg beginnt ein etwas steilerer Anstieg durch Wald und über Almwiesen. Bereits nach circa eineinhalb Stunden ist das Gipfelkreuz erreicht, wo die Gipfelstürmer grandiose Ausblicke genießen: Im Norden bis in das Voralpenland (Ofterschwang, Sonthofen), im Süden auf Bregenzerwald und auf Alpengipfel wie Diedamskopf oder die Arlberg-Region. Vom Gipfel aus geht es auf gutem Pfad den Grat entlang zum Grauenstein (1640 Meter) und wenige Meter danach wieder links runter (beschildert), Richtung Balderschwang beziehungsweise zum Schwabenhof. Über Almen führt der immer noch rot-weiß markierte Weg vorbei an der Jagdhütte Printschen, an neugierigen Kühen und über einen Wildbach zurück ins Balderschwanger Tal, wobei das letzte Drittel wieder auf bekanntem Weg verläuft. Hütten zur Einkehr gibt es erst wieder im Tal.

Wer die Rundwanderung verlängern möchte, geht am Grauenstein weiter auf dem Grat entlang zum Dreifahnenkopf (1628 Meter), Höllritzereck (1669), Obere Wilhelmine Alpe (1500) und über die Obere Socher Alpe (1200) auf asphaltiertem Weg zurück ins Tal. Gesamtdauer: Circa fünf Stunden. Wer nur zum Gipfel will, kann das Riedbergerhorn bequemer auch ab der Riedbergpasshöhe (1407 Meter) über die Grasgehren-Hütte erreichen (hier Parkplatz).

Eine weitere beliebte Rundtour mit mehreren Einkehrmöglichkeiten startet in der Dorfmitte und führt über die Bodenseehütte, Fuchshütte und Brunos Käs-Hütte zur Oberen Hanseköpfle Alpe (1409 Meter) oder auf den Gelbhansekopf (1438 Meter), die ebenfalls klasse Ausblicke bieten. Zurück geht es über die Köpfle-Hütte oder Bodenseehütte ins Tal.

Ein Klassiker ist die familiengerechte Panorama-Tour auf der anderen Seite des Riedberger Horns, auf dem Hörnergrat (1406 bis 1665 Meter), zwischen Bolsterlang und Ofterschwang, je nach Gusto und Kondition eine zwei, drei oder bis zu sechsstündige Tour, die von Bergstation zu Bergstation beziehungsweise von Talstation zu Talstation führt (zurück per Pendelbus). Dazwischen gibt es mehrere Einkehrmöglichkeiten. Hinauf geht es entweder per pedes oder mit der Bergbahn. Garantiert sind schöne Ausblicke im Süden auf die Alpengipfel und im Norden auf den Grünten und auf Sonthofen.

Anfahrt, Tipps, kontakt und wissenswertes

Anfahrt Balderschwang: Von Esslingen über die Autobahnen A8 / A7 / A 980, erst in Richtung Ulm, dann Kempten/Oberstdorf, circa 230 Kilometer.

Balder, so ist es überliefert, soll der erste Bauer geheißen haben, der im 14. Jahrhundert das Tal gerodet („geschwendet“) haben soll. Daher stammt wohl der Name Balderschwang.

„Feiertage“ für die Bauern und eine Attraktion für Urlauber sind die „Viehscheide“ (Alpabtriebe) in Balderschwang und in den anderen Hörnerdörfern, mit Festzelt und Livemusik: Balderschwang am 16. 9. 2016, Ofterschwang am 17. 9., Bolsterlang am 19. 9. und Obermaiselstein am 24. 9.

Ausflugsziele: Breitachklamm (circa 15 Kilometer, kurz vor Oberstdorf), Alpenwildpark mit Wildfütterung in Obermaiselstein (10 Kilometer).

Verkehrsamt 08328/1056, Internet: www.balderschwang.de oder www.hoernerdoerfer.de