Quelle: Unbekannt

Von Dagmar Weinberg

Als sie das Licht der Welt erblickt haben, waren sie weit vom durchschnittlichen Gewicht eines Neugeborenen entfernt. Inzwischen haben Lena, Manuel, Carla und ihr Zwillingsbruder Vincent kräftig zugelegt und beobachten munter, was um sie herum passiert. „Da Frühchen, vor allem wenn sie sehr früh geboren sind, mit einigen Startschwierigkeiten zu kämpfen haben, brauchen sie deutlich mehr Unterstützung“, erklärt Anja Molfenter.

Während sich die Ärzte am Klinikum Esslingen, wo pro Jahr zwischen 300 und 400 Frühchen zur Welt kommen, um die medizinische Versorgung kümmern, sorgt die gelernte Kinderkrankenschwester für die soziale Betreuung der Kinder und ihrer Eltern. „Da die sozialmedizinische Nachsorge für die Kinder und Familien sehr wichtig ist, geht es uns darum, sie regelmäßig unter professioneller Leitung anzubieten“, sagt Christian von Schnakenburg, Chefarzt der Esslinger Kinderklinik. „Weil wir aber vieles nicht von den Kostenträgern erstattet bekommen, sind wir auf Spenden angewiesen.“ Hier springt die EZ-Weihnachtsspendenaktion in diesem Jahr ein. Mit den Spenden der Leserinnen und Lesern sollen unter anderem Spiel- und Infomaterial für den Frühchentreff des Klinikums sowie Begegnungsfeste finanziert werden.

Viel Zeit und Ruhe

Der Frühchentreff steht allen Frühgeborenen offen, die im Esslinger Klinikum zur Welt gekommen sind. „Mit den üblichen Bildungsangeboten tun sich die Eltern von Frühchen schwer“, weiß Anja Molfenter. Denn Frühchen brauchen für manche Entwicklungsschritte mehr Zeit. „Sie müssen sich einfach nachentwickeln.“ Und die Kleinen brauchen auch mehr Ruhe. „In einer normalen Krabbelgruppe ist es in der Regel viel zu laut. Die Reize überfluten und überfordern die Frühgeborenen.“ Doch spezielle Krabbelgruppen für Frühgeborene gebe es nicht - außer eben am Klinikum.

Beim Frühchentreff legt die Kinderkrankenschwester, die seit fünf Jahren in der Esslinger Kinderklinik arbeitet, deshalb Wert darauf, dass die Gruppen klein und überschaubar sind. Eltern und Kinder sollen Platz haben, um sich zu bewegen und miteinander zu spielen. „Wir singen Lieder, machen Fingerspiele, und es gibt verschiedene Motorikangebote.“ Die Mütter und Väter, die sich während des ersten Lebensjahrs des Kindes im Schnitt alle vier Wochen im Klinikum treffen (danach geht das Angebot in einen offenen Treff über), sollen zudem Zeit haben, um miteinander und mit der erfahrenen Kinderkrankenschwester ins Gespräch zu kommen. Melanie Seibold, Tanja Feisst sowie Wencke und Stefan Zoller kommen an diesem Morgen zum ersten Mal beim Frühchentreff zusammen und haben sich gleich viel zu erzählen.

Sich auszutauschen, Rat einzuholen und dadurch manche Unsicherheit zu überwinden, sei gerade für die Eltern von Frühgeborenen wichtig. „Bei Kindern, die mit Normalgewicht zur Welt kommen, haben die Mütter ja schon viele Fragen, bei den Frühgeborenen potenziert sich diese Unsicherheit“, erklärt Anja Molfenter. Um den Eltern mehr Sicherheit zu geben, lädt sie auch immer mal wieder Referentinnen und Referenten zu den Treffen ein.

Gingen Eltern und Kind in eine der üblichen Krabbelgruppen, „stehen die Mütter ständig unter Leistungsdruck, weil die Frühchen im Vergleich zu den anderen Kindern manche Dinge halt noch nicht können“, berichtet die Kinderkrankenschwester. Beim Frühchentreff haben hingegen alle die gleiche Geschichte. Im Laufe der Zeit entwickeln sich zwischen den Eltern natürlich auch Freundschaften. „Je mehr die Eltern zueinander finden, desto mehr kann ich mich zurückziehen“, erklärt Anja Molfenter.

Ein wesentlicher Bestandteil des Konzepts sind die Begegnungsfeste, wie kürzlich das Nikolausfest, oder auch ein Frühlingsspaziergang. Denn dort treffen die Mütter und Väter auch Eltern mit älteren Kindern, die ebenfalls zu früh das Licht der Welt erblickt hatten. „Da sehen die Eltern dann, dass alles gut wird. Denn in den allermeisten Fällen haben die Kinder nach zwei Jahren alles aufgeholt.“