Quelle: Unbekannt

Aus der Idee, die Not vor der eigenen Haustür zu lindern, ist, sehr zur Freude von Christine Bechtle-Kobarg, im Laufe von 50 Jahren eine große Sache geworden. Im Gespräch erzählt die EZ-Verlegerin und Vorsitzende des gemeinnützigen Vereins Gemeinsam helfen, was die Aktion aus ihrer Sicht so erfolgreich macht und was sie sich für die Zukunft der Spendenaktion wünscht.

In der Adventszeit sammeln viele Organisationen Spenden. Was unterscheidet die EZ-Weihnachtsspendenaktion von anderen Spendensammlungen?

Bechtle-Kobarg: Die Weihnachtsspendenaktion der Eßlinger Zeitung genießt in der Bevölkerung in Stadt und im Altkreis Esslingen deshalb so großes Ansehen und Vertrauen, weil alle Spenden ausschließlich Organisationen und in Not geratenen Menschen vor Ort zugute kommen. Die Eßlinger Zeitung trägt die nicht unbeträchtlichen Kosten des

Verwaltungsaufwands und der Betreuung der Aktion. Auf diese Weise ist gesichert, dass jeder Spendenbetrag direkt bei den begünstigten Menschen und Einrichtungen ankommt. Durch die begleitende Berichterstattung der Eßlinger Zeitung erhalten viele Organisationen zudem eine mediale Plattform und einen Bekanntheitsgrad, der sicherlich manche weitere Unterstützung im Laufe des Jahres nach sich zieht.

Die EZ-Aktion ist vor 50 Jahren aus dem Wunsch vieler Esslingerinnen und Esslinger entstanden, vor Ort Menschen zu helfen, die unverschuldet in Not geraten sind. Ist dieses Engagement heute noch zu spüren?

Bechtle-Kobarg: Dieses Engagement ist nach wie vor deutlich zu spüren. Das zeigt sich daran, dass sich die Spenden Jahr für Jahr auf einem hohen Niveau bewegen und wir einen stetigen Zuwachs verzeichnen. Den Menschen in unserer Region, die auf der sogenannten Sonnenseite des Lebens zu Hause sind, ist es ein großes Bedürfnis, etwas für jene zu tun, die mit einem schwierigeren Umfeld zu kämpfen haben.

Seit Bestehen der Aktion gab es immer wieder Phasen, in denen es auch in unserer Region wirtschaftlich mal nicht so gut gelaufen ist. Hat sich das auf die Spendenbereitschaft ausgewirkt?

Bechtle-Kobarg: Im Rückblick kann ich sagen, dass auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten die Spendenbereitschaft sehr hoch war. Vielleicht waren die Menschen in diesen Phasen noch mehr dafür sensibilisiert, Gutes zu tun. Und es geht ja nicht nur darum, direkt Geld zu spenden, sondern auch Dinge zu organisieren, die zu Spenden führen. So denke ich beispielsweise an den Silvesterfackellauf, den Folklorechor Plochingen, das Neujahrskonzert in Denkendorf oder Herrn Kampmann mit seiner Initiative „Wir bewegen was“. Es ist bewundernswert, dass sich mehr und mehr Menschen mit Veranstaltungen, Konzerten und ähnlichen Aktionen für die Weihnachtsspendenaktion der Eßlinger Zeitung beziehungsweise des Vereins Gemeinsam helfen einsetzen.

Hat sich der Bedarf zu helfen im Laufe der Jahre gewandelt?

Bechtle-Kobarg: Der Bedarf an sich hat sich nicht gewandelt. In einigen Bereichen haben sich aber die Schwerpunkte verlagert.

In welchen Bereichen?

Bechtle-Kobarg: Heute sehen wir häufig den Bedarf bei Rentnern, die durch eine ungenügende Altersversorgung in Not geraten. Auch die Zahl alleinerziehender Mütter nimmt zu. Die Betreuung der Flüchtlinge und die damit verbundenen Verpflichtungen stellen uns natürlich aktuell vor eine große Herausforderung.

Was waren aus Ihrer Sicht die bisherigen Höhepunkte der Aktion?

Bechtle-Kobarg: Eigentlich war jede Weihnachtsaktion ein Höhepunkt. Denn wir haben immer sehr viel Gutes tun und viel Not lindern können. Ein Höhepunkt der Aktion war für mich jedoch die große Spendenbereitschaft für die Flutopfer in Dresden im Sommer des Jahres 2002. Damals haben wir außerhalb der Weihnachtsspendenaktion einen Betrag von 314 060 Euro eingenommen und dann nochmals eine schöne Summe in der darauf folgenden Weihnachtsspendenaktion erzielt. Mit den Spenden für Dresden konnten wir helfen, einen Kindergarten wieder aufzubauen. Das war schon eine tolle Sache. Weitere Höhepunkte der Spendenaktion waren natürlich vor vielen Jahren die Einrichtung der Notrufzentrale Esslingen, die Unterstützung bei Anschaffungen von vielen Fahrzeugen für soziale Organisationen, der Besuch von Christiane Herzog, der Gattin des damaligen Bundespräsidenten Herzog, der wir für ihre Stiftung für Mukoviszidose-Kranke ein Gerät am Esslinger Kinderkrankenhaus übergeben durften.

Was liegt Ihnen in der Zukunft bei der EZ-Weihnachtsspendenaktion am meisten am Herzen?

Bechtle-Kobarg: Für die nächsten 50 Jahre liegt mir am Herzen, dass wir weiterhin viel Gutes tun können. Hier sind wir auf die Mithilfe von vielen Menschen angewiesen. Zum einen sind es die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der vielen Organisationen, wie die Sozialämter in der Stadt und im Altkreis Esslingen, die Caritas, die Diakonie, um nur einige wenige zu nennen, die uns Einzel-Notfälle aus ihrem Betreuungskreis nennen. Wir wissen, dass die Spendenmittel durch die Vorprüfung dort in die richtigen Hände gelangen. Auch hoffe ich, dass all die Menschen, die am Glühweinstand der Eßlinger Zeitung und bei diversen Veranstaltungen für unsere gute Sache eintreten, uns weiterhin die Treue halten. Das Gleiche gilt natürlich für das Team des Vorstands des Vereins Gemeinsam helfen, der in den Monaten vor und nach Weihnachten große ehrenamtliche Arbeit leistet. Vor diesem Hintergrund freue ich mich auf die nächsten Jahre und ich bin überzeugt, dass der Bedarf nach Unterstützung eher zunehmen wird. Ich hoffe, dass uns die Leserinnen und Leser unserer Zeitung weiterhin so großzügig mit Spenden unterstützen werden, wie in der Vergangenheit.

Die Fragen stellte Dagmar Weinberg