Von Andreas Herholz

Wolfgang Schäuble im Glück: Mussten sich seine Vorgänger meist mit dem Problem herumschlagen, mühsam große Löcher zu stopfen, kann sich der Bundesfinanzminister nun schon zum zweiten Mal in Folge über einen stattlichen Überschuss im Bundeshaushalt freuen. Doch die 6,2 Milliarden Euro wecken natürlich Begehrlichkeiten. Wohin mit dem Geld? Darüber gehen die Meinungen weit auseinander. Steuern senken (CSU), in den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur investieren, das digitale Netz ausbauen oder mehr Geld für die Integration von Flüchtlingen bereitstellen (SPD und Opposition) - an Ideen, wie man mit dem Milliardensegen umgehen soll, mangelt es wahrlich nicht. Doch Wolfgang Schäuble hat andere Pläne, will mit dem Überschuss lieber Schulden tilgen. Schließlich steht allein der Bund immer noch mit 1,27 Billionen Euro in der Kreide. Würde der Bund Jahr für Jahr sechs Milliarden Euro seiner Verbindlichkeiten abbauen, wäre er auch in 200 Jahren noch nicht schuldenfrei.

Die Wirtschaft brummt, das Land verzeichnet das stärkste Wachstum seit sechs Jahren, die Beschäftigung liegt auf Rekordniveau, Deutschland bleibt der Wirtschaftsmotor Nummer eins in Europa. Wann, wenn nicht in dieser Situation, sollte der Bund seine Schuldenlast nachhaltig verringern, und die gewaltigen Hypotheken abbauen, die man den künftigen Generationen aufbürdet? Wenn die Zinswende einsetzt, Bund und Länder für ihre Kredite wieder teuer bezahlen müssen, wird es sehr schnell vorbei sein mit Überschüssen. Wer jetzt tilgt, investiert in die Zukunft, sorgt dafür, dass größere Spielräume für die Bewältigung der staatlichen Aufgaben bleiben.