Von Tobias Schmidt

Ihre Absage an eine Spitzenkandidatur für den Bundestagswahlkampf war von Frauke Petry als Befreiungsschlag gegen ihre Gegner in der AfD gedacht. Doch hat sie sich wohl gründlich verkalkuliert. Die Karawane zieht weiter - ohne Petry. Aus dem Lager ihrer Widersacher heißt es nun plötzlich, dass jeder ersetzbar sei. Besonders traurig scheint der Rest der Führung nicht über die Entscheidung der Vorsitzenden zu sein.

Dass die Parteichefin auf dem Abstellgleis landet, ist indes noch nicht ausgemacht. Petry ist eine wendige Politikerin und eiskalte Strategin, die versuchen wird, die Richtung weiter mitzubestimmen, dem Parteitag am Wochenende ihren Stempel aufzudrücken und die Basis auf ihre Seite zu ziehen. Die Messer sind gewetzt, der Streit über Kurs und Ausrichtung für den Bundestagswahlkampf kann beim Delegiertentreffen in Köln eskalieren. Doch wer darauf setzt, die AfD werde sich nun selbst zerfleischen, dürfte enttäuscht werden: Der Versuch, im September in den Bundestag einzuziehen und die große Bühne zu besetzen, könnte die Streithähne wieder zusammenführen. Dass von Petry-Rivale Alexander Gauland plötzlich erste Kompromisssignale kommen, ist womöglich ein Hinweis darauf. Aber selbst wenn Petrys „Zukunftsantrag“ auf dem Parteitag auf den Tisch kommt und sogar durchgeht, hieße das noch lange nicht, dass die AfD ernsthaft Rechtsextremen und Ausländerfeinden die Rote Karte zeigen würde: Es wäre lediglich der taktische Versuch, den Schaden zu begrenzen, den die Parolen der Scharfmacher um Björn Höcke und Co. im Lager der bürgerlichen Wähler angerichtet haben.