Von Andreas Herholz

Gescheiterter Bankangestellter, Porno-Darsteller im Nebenberuf und Islamist - beim Bundesamt für Verfassungsschutz sind das offensichtlich beste Voraussetzungen, um einen Job zu erhalten. Der Fall Roque M. entwickelt sich zum veritablen Skandal. Der Geheimdienst war offenbar ahnungslos über das bizarre Leben seines Mitarbeiters, wusste weder etwas vom Rotlichtmilieu noch von der gefährlichen Radikalisierung des zum Islam konvertierten Familienvaters. Eilig versichern der Bundesinnenminister als oberster Dienstherr und der Präsident des Bundesamtes, dass bei der Einstellung des jetzt enttarnten Extremisten alle Sicherheitsstandards eingehalten worden seien - kein Grund zur Beunruhigung also.

Man kann nur von Glück sagen, dass der verdächtige Islamist offenbar ein Einzeltäter ohne großes Netzwerk zu sein scheint. Doch wie sollen Geheimdienstler das Land wirksam schützen, wenn sie nicht einmal über den dunklen Hintergrund ihres eigenen Personals genau Bescheid wissen? Einmal mehr drängt sich die Frage auf, ob die Nachrichtendienste wirklich gut aufgestellt sind, ob dort die Kontrollmechanismen funktionieren. Wer sich wie Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen auf der einen Seite schon einmal selbst einen Persilschein ausstellt, auf der anderen Seite aber auf laufende Ermittlungen verweist und damit Fragen nach konkreten Informationen und Details dieses bizarren Falles unbeantwortet lässt, wirkt nicht besonders glaubwürdig.