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Videoaufnahmen zeigen, wie vier Polizisten auf einen Mann einprügeln. Gewerkschaft und Staatsanwaltschaft warnen vor voreiligen Schlüssen.

Stuttgart (dpa/lsw) - Nach einer Prügelattacke von Stuttgarter Polizisten gegen einen 36-Jährigen hat die Deutsche Polizeigewerkschaft vor einer Vorverurteilung der Beamten gewarnt. Man könne in dem Video den Vorgang nicht genau erkennen und müsse weitere Untersuchungen anstellen, sagte DPolG-Landesvorsitzender Ralf Kusterer am Donnerstag. „Einige Szenen erwecken aber den Eindruck, dass hier über die Stränge geschlagen wurde.“ Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen gefährlicher Körperverletzung gegen vier Polizisten. Ein Video, das in sozialen Netzwerken kursierte, zeigt, wie Beamte auf den Mann einschlagen, nachdem er Aufforderungen nicht nachgekommen war, seine Zigarette auszumachen. Der Vorfall ereignete sich bei einer Unfallaufnahme am 19. Februar in der Landeshauptstadt. „Ich möchte nur mein Recht bekommen“, sagte der Geschädigte der Deutschen Presse-Agentur. Nach seiner Darstellung ist er wegen des Vorfalls in psychologischer Behandlung.

Er hatte kurz nach dem Unfall bei der Polizei Strafanzeige gestellt und damit das Ermittlungsverfahren angestoßen. In einer Pressemitteilung direkt nach dem Unfall schilderte die Polizei das Geschehen anders als in dem Videoausschnitt zu sehen ist. Demnach hatte der 36-Jährige einen 28 Jahre alten Beamten angegriffen. „Im Verlauf der Auseinandersetzung stürzten beide und der Beamte schlug mit dem Kopf auf dem Bordstein auf. Dieser erlitt hierbei zum Glück nur leichte Verletzungen und konnte das Krankenhaus wieder im Laufe des Vormittags verlassen“, steht in der damals verbreiteten Mitteilung. „Meine Frau traut sich nicht mehr aus dem Haus, weil ich als Schläger dargestellt werde“, sagte der Geschädigte. Seine Kinder seien im Kindergarten und in der Schule darauf angesprochen worden. Die Staatsanwaltschaft prüft, ob es diesen Angriff tatsächlich gab oder die Polizeibeamten falsche Angaben gemacht haben. „Wir warnen vor voreiligen Schlüssen“, sagte ein Sprecher. Zwei der vier Beamte wurden laut Polizei bereits in den Innendienst umgesetzt. Wie lange die Ermittlungen dauern, ist noch offen.