23.01.2016 Blitzeis: Ein Auto landet im Neckar, die Insassen können sich befreien

 Foto: SDMG

Von Sebastian Steegmüller

Stuttgart - Die ersten Regentropfen in dieser Woche haben in der Nacht auf Samstag in ganz Baden-Württemberg die Straßen in spiegelglatte Eisflächen verwandelt. Auch in Stuttgart verloren zahlreiche Autofahrer die Kontrolle über ihre Fahrzeuge. Unter anderem stießen drei Wagen auf der Bundesstraße 10 zusammen. Im Hafen in Hedelfingen rutschte ein Skoda vom Uferdamm und landete im Neckar.

Der 55-jährige Fahrer und sein 44 Jahre alter Beifahrer hatten Glück im Unglück, als sie gegen 5 Uhr mit ihrem Skoda auf einem am Neckar gelegenen Industriegelände ins Rutschen kamen und anschließend in dem eiskalten Fluss unfreiwillig baden gingen. Ihnen gelang es, die Seitenscheiben herunterzukurbeln und sich selbst aus dem Fahrzeug zu befreien. Laut Feuerwehr blieben sie bis auf eine Unterkühlung unverletzt. Nach kurzer Behandlung ging es ihnen schon deutlich besser.

Für die rund 50 Einsatzkräfte, die im Hafen vor Ort waren, ging es dann aber erst richtig los. Zunächst wurde die Hoffläche bis zum Neckar mit einem Streufahrzeug enteist, anschließend begaben sich Taucher der Feuerwehr und der DLRG auf die Suche nach dem mittlerweile vollständig versunkenen Fahrzeug. Zwei Rettungsboote sicherten zudem die Einsatzkräfte auf dem Wasser ab und nahmen im Neckar treibende Gegenstände, die es aus dem Fahrzeug gespült hatte, auf. Als die Taucher das Wrack gefunden hatten, bereiteten sie es für die Bergung vor. Anschließend wurde das Fahrzeug mit einem Kran aus dem Wasser gezogen. Gegen 7 Uhr war der Einsatz beendet. Wassergefährdende Stoffe traten nicht aus, am Fahrzeug entstand ein wirtschaftlicher Totalschaden in Höhe von rund 5000 Euro.

Deutlich mehr Schaden entstand rund fünf Stunden zuvor auf der B 10 zwischen den Ausfahrten Hedelfingen und Esslingen. Insgesamt drei Personen wurden dort bei zwei Unfällen verletzt, die sich kurz hintereinander ereigneten. Gegen 2 Uhr fuhr eine 18-Jährige mit ihrem Mini Cooper von Stuttgart kommend in Richtung Esslingen. Wegen der überfrierenden Nässe geriet sie auf dem linken Fahrstreifen ins Schleudern und prallte gegen eine Begrenzungsmauer. Zwei nachfolgende Autos mussten deshalb bremsen. Ein 25-jähriger Golf-Fahrer erkannte dies zu spät und krachte in die abbremsenden Fahrzeuge. Durch die Kollision waren beide Spuren der B 10 blockiert. Zur Unfallaufnahme musste die Bundesstraße in Fahrtrichtung Esslingen bis 3.30 Uhr gesperrt werden. Die beiden Insassen des Minis wurden vorsorglich in ein Krankenhaus eingeliefert. Eine 21-jährige Ford-Fahrerin wurde bei dem Folgeunfall leicht verletzt und ebenfalls vom Rettungsdienst in eine Klinik gebracht. Den Schaden beziffert die Polizei auf 22 000 Euro.

Der Zusammenstoß auf der B 10 und das Auto, das im Neckar gelandet ist, sind zwei von mehr als 330 Unfällen im Südwesten, die sich innerhalb weniger Stunden ereignet hatten. Die Gesamtbilanz: 27 Verletzte und Schäden in Höhe von knapp 1,7 Millionen Euro. Sieben Unfallopfer kamen nach Behördenangaben schwer verletzt in Kliniken.

Die Eisglätte traf trotz Warnungen von Wetterexperten Fernfahrer und Pendler in der Nacht überraschend, wie Polizei und Innenministerium gestern mitteilten. Oft sei die Witterung unterschätzt worden oder zusätzlich Alkohol im Spiel gewesen. Auch für Nachtschwärmer wurde der Heimweg zu Fuß mitunter zur gefährlichen Rutschpartie. Lastwagen kamen vielerorts auf vereisten Strecken nicht voran.

In dieser Woche müssen Autofahrer wohl eher nicht mit vereisten Straßen rechnen. Nach Prognosen der Meteorologen soll es schon wieder deutlich wärmer werden: Bis zu zwölf Grad könnte das Thermometer anzeigen.