30.5.2016 In Braunsbach im Hohenlohischen hat ein Unwetter zu schweren Schäden geführt.

 Foto: SDMG

Braunsbach (dpa) - Michael Knaus arbeitet seit 1984 für den Katastrophenschutz. Aber solche Bilder wie in der Nacht zum Montag in dem kleinen Ort Braunsbach schocken auch den Ersten Landesbeamten des Landkreises Schwäbisch Hall. „Ich habe so etwas noch nicht gesehen“, sagt er am frühen Morgen während einer eilig einberufenen Pressekonferenz in der Feuerwache im benachbarten Schwäbisch Hall.
Braunsbach ist kaum mehr wiederzuerkennen. Zwei Bäche haben sich in einen reißenden Strom verwandelt. Bilder und Filme im Internet zeigen, wie Wassermassen durch den 900-Einwohner-Ort peitschen und alles in ihrem Weg mit sich reißen. Baumstämme werden durch die Straßen gespült, Autos an Hauswände gedrückt, Fensterscheiben eingedrückt. Der zerstörte Überrest eines Wagens steht da - er ist mit Schlamm, Geröll und Unrat aus Pflanzenresten bedeckt, die Motorhaube ist weggerissen.
Noch Stunden später stehen die Feuerwehrleute bis zu den Knien im Wasser. In der Nacht zum Montag versuchen rund 150 Kräfte von Feuerwehr, Technischem Hilfswerk und Rotem Kreuz, sich einen Überblick von der Lage zu verschaffen. Mindestens ein Haus in Braunsbach-Steinkirchen ist völlig zerstört, dort wurden auch zwei Brücken weggerissen. Viele Häuser sind einsturzgefährdet und deshalb unbewohnbar. Sie sollen evakuiert werden, doch teilweise weigern sich die Menschen, ihre Wohnungen zu verlassen, wie der Katastrophenschützer Knaus sagt. Strom, Wasserversorgung und Abwassersystem funktionieren in dem Ort nicht mehr.
Trotz des beträchtlichen Sachschadens ist in Braunsbach zunächst nichts von Verletzten oder gar Toten bekannt. Menschen seien zwar in den Gebäuden an der Hauptverkehrsstraße zunächst vom Wasser eingeschlossen gewesen, erklärt Knaus. Sie konnten aber schließlich in Sicherheit gebracht werden. Es gibt im Bereich des Flusses Jagst noch Meldungen, „dass da Autos eingeschlossen sind, weil durch verschiedene Bäche Holz, Schlamm und Geröll über die Straßen verteilt wurden“, sagt Knaus. Der Bereich sollte am frühen Montag abgesucht werden. Knaus geht aber davon aus, dass es auch dort keine Verletzten gibt. „Schlimmstenfalls mussten die Leute die Nacht im Auto zubringen.“
Andernorts geht das Unwetter für die Menschen nicht so glimpflich aus. In Schwäbisch Gmünd kommt nach Behördenangaben ein Feuerwehrmann bei einem Bergungsversuch ums Leben. Auch die Person, die er retten wollte, ist tot. In Weißbach im Hohenlohekreis stirbt ein Mensch in einer überfluteten Tiefgarage.
Woher kommt urplötzlich all das Wasser? Das fragt man sich auch in Braunsbach. Der Schlossbach und der Orlacher Bach, die in den Fluss Kocher münden, sind eigentlich relativ klein. Sie verlaufen zum Teil unter den Straßen. Doch sei in den vergangenen Stunden so viel Regen pro Quadratmeter gefallen wie sonst in mehreren Monaten, sagt Knaus. Normalerweise fließt das Wasser über Äcker und Wiesen einfach über die Bäche ab. Welche Schäden die Fluten nun verursacht haben, werden die Braunsbacher erst bei Tageslicht so richtig erfassen können.